Leserbrief zu Münchner Merkur "Einfach mal den Mund halten" Fr., 8.11., S.11 (Bayern&Region)
Marx: Einfach mal den Mund halten
Es könnte einen verwundern, dass der Wandel im Herzen, den Papst Franziskus einfordert, besonders denen schwer zu fallen scheint, die ihm am nächsten sind. Doch zulange ist ein kirchliches System gepflegt worden und hat Verantwortliche herangezüchtet, die vor allem eines waren: systemkonform. Aber sind sie damit auch schon evangeliumsgemäß? So sehr Fairness angesagt ist, auch für Bischof Tebartz, was der Papst klug umsetzt: wenn Kirche nicht wieder als an Jesus orientiert, menschennah, einfach, zeitnah und arm erlebbar wird, verwirkt sie ihre Glaubwürdigkeit und gefährdet ihre Existenz. Dies ist vielfach zu beobachten. Das ist zusätzlich für alle schlimm, die ihre Heimat in den Gemeinden verlieren aufgrund eines verkrampften Festhaltens durch Verantwortliche an einem maroden Amtssystem und amtlich verordneten und verwalteten Glaubensinhalten. Die Affären und die Gesamtsituation schreien zum Himmel, deswegen sind sie auch nicht mehr durch fürstbischöflich angeordnetes Redeverbot unter dem Deckel zu halten. Das Volk Gottes besteht zum Glück immer weniger aus einfältigen Kirchenschafen. Nur durch echte Dialoge auf Augenhöhe, Rückbesinnung auf die Wurzeln, Weiterführung der Ansätze eines Vatikanum II. und vieler guter regionaler Synoden, gepaart mit mutiger Verabschiedung von allzuviel historischem Ballast, wird es Wege in die Zukunft geben.