Gebt den Gemeinden ihre Würde zurück!
Gedanken zu einer Gemeindeordnung nach dem 7.02.2013

von Wolfgang Dettenkofer

  1. Welche eigenständige Gemeindeordnung hat Gültigkeit und schafft Einheit und Freiheit? Sie müsste abgeleitet sein immer wieder aus der Botschaft Jesu und nicht verfügt durch zentralistische Erlasse und weltfremde römisch-vatikanische Motu Proprien, die eine schädliche und geisttötende Monokultur bewirken.
  2. Auf Pfarrebene haben wir eine Servicementalität hochgezüchtet, bei der vom geweihten Übermenschen an der Spitze („Hannemann, geh du voran! Hast die größten Stiefel an!“) alles erwartet, jede Entscheidung an ihn delegiert wird und die Unmündigen sind kaum zu aktivieren. Bischöfe firmen junge Christen sang- und klanglos hinaus. Sie bleiben ja Unmündige.    
  3. Wer hat die Auslegungshoheit des Evangeliums wenn nicht die glaubende, betende Gemeinde, der der Geist versprochen ist, der sie in alles einführt (Joh 14,26). Die Fundamentalisten überbewerten wohl "Wer euch hört, der hört mich" und die "auf Felsen gebaute“ Papsttreue.
  4. Ein Nachdenken über das kirchliche Amt unsererseits ist nötig; der Dialog darüber mit den höheren Amtsträgern und Theologieprofessoren findet nicht statt bzw. wird durch unverbindlichen Scheindialog unterlaufen und ausgetrickst: Zukunftsforum ohne Zukunftsperspektiven!
  5. Das höchste kirchliche Amt, das immer mehr jegliche Binde- und Lösegewalt an sich gezogen hat, löst nichts, keine anstehenden Fragen der Menschen heute, bindet alles zurück auf ihren musealen, absolutistischen Machterhalt. Zu Antworten auf die Fragen, wie umzugehen ist mit Geld, Macht und Sexualität, sind Leute nicht prädestiniert, die damit eh und je keinerlei Sorgen und Probleme haben und hatten. Beantwortet werden Fragen, die niemand gestellt hat.
  6. Bei dem Begriff "Kirche" assoziieren die Leute die hierarchische Kirchenleitungen. Die Medien schlagen auch in diese Kerbe und zeigen das pittoresk-mittelalterlich Extraordinäre.
  7. Die Medizin macht es heute möglich, dass Menschen alt werden mit starker körperlicher und geistiger Präsenz. Dennoch muss erlaubt sein zu fragen: mit welchen Emotionen erhält ein 85-Jähriger diesen Betrieb aufrecht? Der alte Trott auf eingefahrenen Geleisen verrät kaum noch Lebendigkeit. Zum Umdenken oder gar Reformen ist niemand weder willens noch fähig.
  8. Es ist ganz offensichtlich, dass der zentralistische Machtanspruch eine Selbstüberforderung ist und sich ad absurdum führt. Von niemandem wird die katholische Soziallehre so sehr konterkariert wie vom Vatikan. Statt Solidarität ein Lauschohr für Denunziantentum, statt Subsidiarität eitle Bevormundung bis ins Kleinste, zynische Unbarmherzigkeit gegen Menschen, die ihr Leben revidieren und einen Neubeginn wagen. Man weist sie hin auf „heilige Eide“, die besser nicht zu schwören waren, weil ein Ja im Sinne Jesu genügt hätte.
  9. Nach wie vor muss gelten: „Wer allen vorsteht, soll auch von allen gewählt werden“ (Papst Leo der Großen im 5. Jahrhundert). Ein Leitungsmandat ist nicht auf Lebenszeit. Eine Wiederwahl nach einer Amtsperiode ist denkbar, empfehlenswert und kann sehr nützlich sein.
  10. Warum bekommt ein Ski-Mädchen oder ein dubioser, hinterrangiger Staatspolitiker eine Privataudienz und seine nach welch eigenartigen Kriterien auch immer ausgesuchten Kardinäle können allenfalls ein paar Wörter anbringen, wenn sie ihren Hut an den Stufen des Altars in Empfang nehmen? Respektvoller Dialog ist einer festgeschriebenen doktrinären Unfehlbarkeit und einem Jurisdiktionsprimat allerdings diametral entgegengesetzt.
  11. 11. Bei der ersten Bestellung ins Amt nach Jesus war einzig wichtig: er muss die Auferstehung(-wirklichkeit) bezeugen können. Und die Gemeinde stellte Kandidaten   auf, die Fähigkeit und Charisma für das Leitungsamt bewiesen hatten, die dann durch        Los bestimmt wurden. Ehre gebührt auch dem nicht berücksichtigten Joseph Barsabbas. (Apg 1,22 ff)
  12. Klerikalismus ist eine unlautere, fromm beweihräucherte Form der Machtausübung, die nicht im Sinne Jesu sein kann. (Mt 20,26-27 ||) Gebt den weitgehend entmündigten Gemeinden ihre Würde zurück! Die Macht wurde unter Konstantin nicht getauft, im Gegenteil: sie war seitdem immer wieder die größte Versuchung, die Sache Gottes zu verdunkeln, ja zu verraten.

 

Theologische Disziplinen und der katholische
Glaubenssinn hat folgende Begriffe abzuklären:

Gemeindeordnung – juristische Regelwerke, Gemeinwesen,
Apostel – Jünger/innen – Nachfolge - Diakonie,
Bischofswahl, Dialog, Einheit – Ökumene,
Weihe – Ordo, Kleriker - Klerikalismus,
Berufung – Auserwählung – Volk Gottes,
Papstamt, Unfehlbarkeit, Jurisdiktionsprimat,
Kirche, Konzil – Synode, Pastoraltheologie, Hierarchie,
Buße - Umkehr – Reform, Evangelisation – Glaube,
Mysterium – Sakrament – Liturgie –Taufe - Eucharistie,
Solidarität – Subsidiarität - Würde der Person – Gemeinwohl,
Territorialprinzip, Gemeinde, Pfarrei, Sonntagsfeier,
Schöpfungsordnung, Zölibat, Neue Schöpfung