Sich weiter zu entwickeln gerade in Themen von Glaube und Kirche ist mit Aufwand verbunden. Wo etwas weiter gehen soll bedeutet dies meist, sich zu informieren und mit Themenbeiträgen auseinander zu setzen.

Der Schwerpunkt der hier folgenden Hinweise liegt auf reformorientierten, in die Zukunft führenden Beiträgen. Bei der Menge der Angebote ist eine gewisse Subjektivität unvermeidbar. Die Empfehlungen und Hinweise werden wir sukzessive ergänzen.

Sollten Sie Bücher und Artikel kennen, die auch für andere interessant sein könnten, teilen Sie uns dies gerne mit unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Wir bitten um Verständnis, dass nicht alles Lesenswerte aufgeführt werden kann.

Hinweise auf Bücher - Aufsätze

Glauben - neue Denkansätze und Denkversuche

Lenaers, Roger:
Der Traum des Königs Nebukadnezar

Hubertus Halbfas:
Glaubensverlust - Warum sich das Christentum neu erfinden muss

Religionsunterricht nach dem Glaubensverlust - eine Fundamentalkritik

Der Glaube

Religiöse Sprachlehre

Hermann Häring

Versuchung Fundamentalismus - Glaube und Vernunft in einer säkularen Gesellschaft

Klaus-Peter Jörns

Update für den Glauben - Denken und leben können, was man glaubt

Meinrad Limbeck:

Abschied vom Opfertod - Das Christentum neu denken

 

Zur Bibel

Hubertus Halbfas

Die Bibel - Für kluge Kinder und ihre Eltern

Die Bibel - erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas

 

Jesus

Hans Küng,

Jesus

Jörg Zink

Jesus - Funke aus dem Feuer

 

Zum Christentum

Hubertus Halbfas

Das Christentum - erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas

Hans Küng

Das Christenum - Die religiöse Situation der Zeit

Christsein

 

Kirche

Hans Küng

Ist die Kirche noch zu retten?

Hermann Häring

Freiheit im Haus des Herrn - Vom Ende der klerikalen Weltkirche

Paul M. Zulehner, Eckehard Rossberg, Anna Hennersperger

Mit Freuden ernten - Biblisches Saatgut für Zeiten und Prozesse des Übergangs

 

Themen

Gemeinde

Zulehner/Hennersperger

Damit die Kirche nicht rat-los wird Pfarrgemeinderäte für zukunftsfähige Gemeinden

Zulehner

Aufruf zum Ungehorsam Taten, nicht Worte reformieren die Kirche

 

Geschieden Wiederverheiratete

Hermann Häring, Keine Christen zweiter Klasse! - Wiederverheiratet Geschiedene - ein theologischer Zwischenruf

 

Kirche und Homosexualität

Berger, Der Heilige Schein

Sterben - Sterbehilfe

Küng, Glücklich Sterben 

 

Zweites Vatikanisches Konzil

KLJB Werkbrief für die Landjugend

Zweites Vatikanisches Konzil - Mit der Tradition in die Zukunft

(sehr gute kurze Übersicht)

 

Persönlichkeiten (Ausgewähltes)

Meister Eckhart

Meister Eckhart – Einheit mit Gott, Die bedeutendsten Schriften zur Mystik

Hans Küng

Erkämpfte Freiheit

Umstrittene Wahrheit

Erlebte Menschlichkeit

 

Papst Benedikt

Hermann Häring, Im Namen des Herrn - Wohin der Papst die Kirche führt

 

Papst Franziskus

Papst Franziskus (Erbacher)

Ein radikaler Papst (Erbacher)

Freude des Evangeliums

Und jetzt beginnen wir diesen Weg

Arme Kirche - Botschaft des Papstes in Diskussion

 

Bischof Reinhold Stecher

Spätlese

 

 

Münchner Priester-Initiative schickt Papst ihre Änderungswünsche.        München/Rom –


„Was würde Papst Franziskus zu unseren Hauptzielen sagen?

“ Diese Frage kam bei einer Diskussion auf, die der kritische „Münchner Kreis“ mit
Kardinal Reinhard Marx und Generalvikar Peter Beer geführt hat. Bei der Frage blieb es
aber nicht: Die Priesterinitiative, zu der im Erzbistum München und Freising etwa 60
Priester und Diakone gehören, hat jetzt ihre Kirchenreformziele an den Papst nach Rom
geschickt.

 

einen ausführlichen Bericht zum Schreiben der Reformer an Papst Franziskus finden sie hier mit freundlicher Genehmigung der OVB Heimatzeitungen

Seit im Zusammenhang mit dem Prozess der Pfarrverbandsgründung verschiedene Arbeitsgruppen gebildet wurden, macht sich die AG "Identität und Zusammenhalt" in Freising-Vötting  u.a. genau dazu Gedanken.

Lesen sie hier mehr dazu

Verehrter Heiliger Vater Franziskus,

Sehr geehrte Mitglieder des Kölner Domkapitels, liebe Mitbrüder,

aus einer Hoffnung heraus, die Sie – Papst Franziskus – wesentlich gestärkt haben, wenden wir uns mit einer großen Bitte an Sie alle:

In absehbarer Zeit wird von Ihnen ein neuer Bischof für das Erzbistum Köln bestimmt. Weder das Preußenkonkordat vom 14. Juni 1929 noch die Statuten des Metropolitankapitels Köln vom 01. Januar 2010 sehen im Rahmen dieses Verfahrens eine ausdrückliche Einbeziehung von Laien, Diakonen oder Priestern bzw. diözesanen Beratungsgremien vor. Somit können fast alle der zwei Millionen katholischen Christen des Erzbistums Köln auf die Wahl eines Erzbischofs keinen Einfluss nehmen.

Das steht im Gegensatz zu altchristlichen Überlieferungen. So vertrat Papst Cölestin I. (422–432) den Grundsatz, dass niemand gegen den Willen der Gemeinde zum Bischof bestellt werden soll. Papst Leo der Große (440–461) betont in einem Schreiben, dass man als Bischof den vorziehen soll, „auf den sich in einträchtigem Verlangen die übereinstimmende Mehrheit von Klerus und Volk gerichtet hat“.

Für eine von Anfang an gute Beziehung der Gläubigen zu ihrem zukünftigen Erzbischof wäre deren Einbeziehung wünschenswert. Eine solche ist auch ohne eine Änderung der staatskirchenrechtlichen wie kirchenrechtlichen Bestimmungen möglich, wenn Sie sich bereit erklären, Ihr Recht nach Art. 6 Abs. 1 des Preußenkonkordats (Vorschlags- und Wahlrecht) nach Empfehlungen der diözesanen Beratungsgremien oder nach dem Ergebnis noch zu klärender Wahlformen zu richten.

Mit dem kommenden neuen Erzbischof verbinden die Katholiken des Erzbistums Köln große Hoffnungen. Unterstützen Sie bitte deshalb unsere Initiative und bestimmen Sie gemeinsam mit den Katholiken des Erzbistums einen neuen Erzbischof, eine gemeindenahe Person, die die Menschen in unserem Erzbistum in eine hoffnungs- und vertrauensvolle Zukunft leitet und begleitet.

Mit herzlichem Dank für alles, was Sie bereits in Bewegung gebracht haben.

Ihre Kölner Kircheninitiative

Der Theologe Heinrich Kahlefeld schreibt in seinem Buch „Orientierung am Evangelium“ 1. Auflage 1976,

Seite 21:

„Gehorsam im eigentlichen Sinn leistet man Gott selbst oder Christus oder dem Evangelium, aber nicht einem Menschen.“

Seite 22:

„ Vielleicht wäre es ein guter und fast ein „evangelischer“ Rat, daß man statt von Gehorsam von LOYALITÄT gegenüber dem erwählten Oberen sprechen sollte. Unter Loyalität verstehen wir ein wohlwollendes, die Sorge des Verantwortlichen mitempfindendes, zur Kooperation bereites Verhal­ten, das bestimmt ist durch die „Sache“, welcher beide zu dienen entschlossen sind.....

Es wäre wohl ein Gewinn, wenn man den Begriff des Gehorsams dem Verhältnis zu Gott vorbehal­ten würde. Dann wäre man wieder bei der Sprechweise des Evangeliums.“

Seite 31:

„Es gäbe in der Kirche keine „Krise der Autorität“, wenn allen klar wäre, daß viele Dinge nicht von oben kommen oder gar vom Himmel geholt werden, sondern unter uns Menschen zu tun sind. Kirche ist ja nicht eine sakrale Monarchie, sondern eine große Familie von Menschen, die zusammenstehen und miteinander um Erleuchtung bitten in Sachen der Wahrheit, die dann der Eine als Repräsentant der Einheit gültig ausspricht. Dialog ist also nicht Respektlosigkeit, sondern die Weise, wie Menschen miteinander reden, die gemeinsam in Verantwortung stehen.“

Durch Taufe und Firmung gehören alle zu Jesus Christus, dem sie nachfolgen und auf ihn hören.

„Gehören“ und „hören“ sind Verhaltensweisen, die den den Begriff Gehorsam kennzeichnen. Es geht um ein, aufeinander Bezogen sein, um eine Zugehörigkeit und um ein aufeinander Hören.

Ein Novum in der Kirchengeschichte: Papst Franziskus hat einen Fragebogen verschicken lassen, in dem Katholiken ihre Ansichten über die Kirche und Themen wie Ehe, Familie und Sexualität äußern sollen. Über die Bistümer soll er den Kirchengemeinden „sofort“ zugänglich gemacht werden.

Der Text des Vatikans für die Bischofssynode über den Fragebogen an die Gläubigen zu Ehe, Familie und Vatikan liegt jetzt vor.
Hier das Dokument im Wortlaut.

„Fertig sind wir noch lange nicht.“

Der bleibende Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils

Ergebnisse der Vollversammlung des Diözesanrates der Katholiken im EB München und Freising vom 12./13.10.2012.

 

Der Münchner Kreis  hat zusammen mit der  "Pfarrer-Initiative Deutschland" eine Erklärung zu "Finanzen und Bischofsernennungen"  herausgebracht

Lesen sie die Erklärung Hier

 

BRIEF von Alt-BISCHOF Pedro Casadáliga, Brasilien

 

mit Impulsen zur Reform der Kirche mit Papst Franziskus


 

 

Dom Jose Maria Pires, emeritierter Erzbischof von Paraiba
Dom Tomás Balduino, emeritierter Bischof von Goiás
Dom Pedro Casaldáliga, emeritierter Bischof von São Felix de Araguaia


Brief an die brasilianischen Bischöfe

15. August 2013


Fest der Himmelfahrt Mariens.

Liebe Brüder im Bischofsamt!

Wir drei sind pensionierte Bischöfe, die nach der Lehre des II. Vatikanischen Konzils bleibend zum Kollegium der Bischöfe gehören, obwohl wir nicht mehr Hirten einer Ortskirche sind. Zusammen mit dem Papst glauben wir, verantwortlich für die weltweite Gemeinschaft der katholischen Kirche zu sein.

Die Wahl von Papst Franziskus zum Hirtendienst für die Kirche, seine Botschaft von Umkehr und Erneuerung, seine beständigen Aufrufe zu mehr Einfachheit im Sinne des Evangeliums und zu größerem Eifer in der pastoralen Liebe zur ganzen Kirche freuen uns sehr. Wir waren auch von seinem jüngsten Besuch in Brasilien berührt, vor allem von seinen Worten an die Jugendlichen und an die Bischöfe. Er hat uns sogar den historischen Katakombenpakt in Erinnerung gerufen.

Erkennen wir Bischöfe, was dieser neue Horizont für die Kirche theologisch bedeutet? In einem Interview In Brasilien erinnerte der Papst an die berühmte mittelalterliche Maxime: "Ecclesia semper renovanda".

Weil wir uns als Bischöfe für die katholische Kirche verantwortlich glauben, erlauben wir uns, Euch unsere Überlegungen vertrauensvoll aufzuschreiben mit der brüderlichen Bitte, darüber einen intensiveren Dialog anzustreben.


1. Die Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Bischofsamt

Das Dekret "Christus Dominus" widmet das 2. Kapitel der Beziehung zwischen dem Bischof und der Ortskirche. Darin wird jede Diözese als "Teil des Gottesvolkes " (nicht nur als Territorium) bezeichnet, "in der die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche wahrhaft wirkt und gegenwärtig ist" (CD 11), denn jede Lokalkirche ist nicht nur ein Stück der Kirche oder eine Filiale des Vatikans, sondern wirklich Kirche Christi. So bezeichnet sie das Neue Testament (LG 22). Jede Ortskirche wird durch das Evangelium im Heiligen Geist versammelt, hat ihre eigene Beständigkeit für den Dienst der Nächstenliebe, das heißt, für die Sendung, das Reich Gottes zu bezeugen und die Welt zu verändern. Diese Mission wird in der Eucharistie und in den Sakramenten zum Ausdruck gebracht. Sie wird in der Gemeinschaft mit ihrem Hirten, dem Bischof gelebt.

Diese Theologie gibt dem Bischof keinen Platz oberhalb oder außerhalb der Kirche, sondern als einem Christen mitten in der Herde und mit einem Dienstamt für seine Geschwister. Auf der Basis dieser Eingliederung sind alle Bischöfe, ob Ortsbischof oder Emeritus, Weihbischof oder Bischof mit pastoralen Aufgaben ohne Diözese, als Träger der von Gott geschenkten Ordination Mitglieder des Bischofskollegiums und verantwortlich für die Katholizität der Kirche.

2. Notwendige Synodalität im XXI. Jahrhundert

Die Organisation des Papstamtes als zentralisierte monarchische Struktur wurde im Pontifikat Papst Gregors VII. im Jahre 1078 begründet. Während des ersten Jahrtausends des Christentums war der Primat des Bischofs von Rom in einer mehr kollegialen Gestalt organisiert und die Kirche hatte einen stärker synodalen Charakter.

Das II. Vatikanische Konzil hat die Kirche wieder dazu gebracht, das Bischofsamt als kollegiales Dienstamt zu verstehen. Diese Erneuerung stieß während des Konzils auf die Opposition einer Minderheit mit gegenteiliger Meinung. Das Thema wurde dann wirklich nicht angemessen behandelt. Darüber hinaus haben weder der Kodex des Kanonischen Rechtes von 1983 noch Dokumente des Vatikans der Kollegialität ihren Rang zuerkannt, sondern engten deren Verständnis ein und bauten Hindernisse auf, sie auszuüben.

Das begünstigte die wachsende Macht der römischen Kurie und die Zentralisierung zu Lasten der nationalen wie kontinentalen Bischofskonferenzen und sogar der Bischofssynode, die dann nur noch beratende Funktion und keine Entscheidungskompetenz mehr hatte, obwohl doch diese Instanzen zusammen mit dem Bischof von Rom die höchste und volle Leitungsgewalt in Bezug auf die Gesamtkirche innehaben.

Nun scheint Papst Franziskus den Strukturen der katholischen Kirche und jeder unserer Diözesen wieder eine stärker synodale Organisation und kollegiale Gemeinsamkeit zurückgeben zu wollen. In diesem Sinne bildete er eine Kommission von Kardinälen aus allen Kontinenten, um eine mögliche Reform der Römischen Kurie zu prüfen. Um jedoch konkrete wirksame Schritte auf diesem Weg tun zu können - was ja bereits geschieht -, braucht er unsere entschiedene aktive Mitwirkung. Wir sollten uns gemäß unserem Selbstverständnis als Bischöfe daran beteiligen, nicht nur als bloße Ratgeber oder Helfer des Papstes, die ihm nur dann behilflich sind, wenn er das wünscht oder darum bittet, sondern als Hirten, die dazu beauftragt sind, gemeinsam mit dem Papst die Sorge für alle Kirchen zu tragen und die weltweite Gemeinschaft zu gewährleisten.


3. Das Fünfzig-Jahr-Gedenken des Konzils

In diesem historischen Augenblick, der auch mit dem Fünfzig-Jahr-Gedenken des Zweiten Vatikanischen Konzils zusammentrifft, ist der wichtigste Beitrag, den wir der Kirche bieten können, die aktive Übernahme unserer Sendung als Hirten, die das Priestertum des Neuen Testaments ausüben, nicht als Priester des alten Gesetzes, sondern als Propheten. Dies verpflichtet uns, effektiver mit dem Bischof von Rom zusammenzuarbeiten, indem wir unsere Ansichten zu den Themen, die einer pastoralen und theologischen Kritik bedürfen, in größerer Freiheit und Autonomie zum Ausdruck bringen. Wenn Bischöfe aus aller Welt ihre Pflicht zum Dialog mit entschiedenerer brüderlicher Freiheit und Verantwortung wahrnähmen und ihre Ansichten zu verschiedenen Themen freier äußerten, würden gewiss bestimmte Tabus gebrochen. Dann könnte die Kirche den Dialog mit der Menschheit wieder aufnehmen, den Papst Johannes XXIII begonnen hatte und auf den Papst Franziskus verweist.

Wir haben jetzt die Gelegenheit, das Zweite Vatikanische Konzil zu aktualisieren, ein für alle Mal die Versuchung zu einer konstantinischen Christenheit hinter uns zu lassen, in einer vielgestaltigen und armen Kirche zu leben, mit ihrer Option für die Armen, mit ihrer Ekklesiologie der Mitbestimmung, der Befreiung, der Diakonie, der Prophetie, des Martyriums ... In einer ausdrücklich ökumenischen Kirche, in der Glaube und Politik zusammengehören, mit der Sorge für die Integration Unseres Amerika, in der die Frauen zu ihrem vollen Recht kommen und entsprechend engstirnige Interpretationen einer irrigen Ekklesiologie verabschiedet werden.

Am Ende des Konzils vereinbarten einige Bischöfe - unter ihnen viele Brasilianer - in St. Domitilla den Katakombenpakt. Rund 500 Bischöfe folgten ihnen bei diesem radikalen und tiefgreifenden Engagement zur persönlichen Umkehr. Damit begann die mutige prophetische Rezeption des Konzils.

Heute denken viele Menschen in verschiedenen Teilen der Welt an einen neuen Katakombenpakt. Weil wir zu Eurem Nachdenken über die Kirche beitragen wollen, schicken wir Euch im Anhang den Text des Ersten Katakombenpaktes.

Der von Papst Franziskus denunzierte Klerikalismus ist dabei, dem Verständnis von Kirche die zentrale Bedeutung des Volkes Gottes zu rauben, obwohl doch ihre Mitglieder durch die Taufe zur Würde von "Priestern, Propheten und Königen" erhoben wurden. Ebenso verhindert dieser Klerikalismus die führende Rolle der Männer und Frauen im Laiendienst, indem er dem Weihe-Sakrament eine Vorrangstellung gibt vor dem Sakrament der Taufe und vor der radikalen Gleichheit aller getauften Frauen und Männer in Christus.

Darüber hinaus wird es in der heutigen Welt, in der die Mehrheit der Katholiken in den Ländern des Südens (Lateinamerika und Afrika) lebt, immer wichtiger, der Kirche neben den üblichen Formen, die der okzidentalen Kultur angehören, ein anderes Aussehen zu geben. Wir müssen uns in unseren Ländern die Freiheit nehmen, die Sprache des Glaubens und der lateinischen Liturgie zu ent-okzidentalisieren, nicht um eine andere Kirche zu schaffen, sondern um die Katholizität der Kirche zu bereichern.

Schließlich steht unser Dialog mit der Welt auf dem Spiel. Zur Debatte steht auch das Bild, das wir der Welt von Gott geben und das wir durch die Art, wie wir sind, durch die Sprache unserer Gottesdienste und durch die Art und Weise unserer Pastoral bezeugen. Dieser Punkt sollte uns am stärksten besorgt machen und unsere ganze Aufmerksamkeit verlangen. In der Bibel bedeutete für das Volk Israel "zur ersten Liebe zurückzukehren" an Mystik und Spiritualität des Exodus wieder anzuknüpfen.

Mit unseren Kirchen in Lateinamerika, "zur ersten Liebe zurückzukehren" heisst, die Mystik des Reiches Gottes auf dem gemeinsamen Weg mit den Armen und im Dienst an ihrer Befreiung wieder aufnehmen. In unseren Diözese darf die Sozialpastoral nicht bloßes Anhängsel der kirchlichen Organisation bzw. ein nachrangiger Bereich unserer Seelsorge sein. Im Gegenteil, Sozialpastoral macht uns zur Kirche, zu einer Versammlung, die durch den Heiligen Geist zusammengeführt wird, um davon Zeugnis abzulegen, dass das Reich Gottes anbricht, nach dem wir verlangen, wenn wir beten: "Dein Reich komme!"

Zweifelsohne ist der gegenwärtige Augenblick, vor allem für uns Bischöfe, mit aller Dringlichkeit die Zeit zum Handeln. Als Papst Franziskus sich beim Weltjugendtag an die Jugendlichen wandte und sie bei ihren Demonstrationen unterstützte, sagte er es so: "Ich möchte, dass die Kirche auf die Straße geht." Das ist ein Echo auf die begeisterten Worte des Apostels Paulus an die Römer: "Es ist Zeit, vom Schlaf aufzustehen, ... es ist Zeit, die Waffen des Lichts anzulegen" (Röm 13,11). So soll auch unsere Mystik und unsere tiefe Liebe sein.

Seid in brüderlicher Freundschaft umarmt!

Quelle: www.redescristianas.net
Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz, Kleve

den ganzen Brief zum Download finden sie HIER

Gott und das Leben feiern – Ein ABC der Jugendliturgie

Liturgie ist Quelle und Höhepunkt christlichen Lebens, aber alles andere als Zauberei. Jugendliche wissen dies. Sie feiern gern und vielfältig -  auch Gott und das Leben. Sie probieren neue Formen aus, gestalten alte kreativ neu. 

Der aktuelle Werkbrief (08/2013) bietet:

       Eine kurze Liturgie-Einführung mit zehn Grundregeln zur Vorbereitung

       Vier ausgearbeitete Gottesdienstbeispiele zu den Kernthemen der KLJB

       Ein Baustein-ABC mit Bibelstellen und Liedern, Impulsen und  Aktionsideen

       Übersichtstabellen mit kurzen Erläuterungen zum klassischen Ablauf von Eucharistiefeier, Wortgottesfeier, Vesper

       Eine kurze Vorstellung der KLJB-Jugendkirchen

 

www.landjugendshop.de

Heiliger Vater und Bruder Franziskus!

In der andauernden Zuversicht und Dankbarkeit über Ihre Wahl in das Amt des Bischofs von Rom als Nachfolger des heiligen Apostels Petrus möchte ich mich als einfacher Priester und Gemeindeseelsorger aus dem bayerischen Erzbistum Bamberg in einem „offenen Brief“ mit einigen Bitten und Vorschlägen an Sie wenden. Ich tue dies ganz in eigener Verantwortung, nicht als Mitglied einer Gruppierung oder „Pfarrer-Initiative“, wohl aber im Bewusstsein, vielen Laien und Priestern aus dem Herzen zu sprechen. Ihre demütigen Worte und Gesten seit dem denkwürdigen Abend des 13. März 2013 und die Lektüre Ihres Gesprächsbuches „El Jesuita“ geben mir dazu den Mut. Wegen der Offenheit dieses Briefes hat der Apostolische Nuntius, wie er mir in einer E-mail mitteilte, die Weiterleitung nach Rom verweigert und mir zudem mitgeteilt, dass die angeschnittenen Fragen alle von der Lehre der Kirche bereits beantwortet seien. Dies halte ich allerdings für ein sehr verengtes Verständnis. .....
den ganzen Brief finden sie hier (Pdf)

Pfingsten

„Gott regt sich für seine Wahrheit auf“
(Dorothee Sölle).

Eine Betrachtung gestaltet von Andrea Kimmeyer

Interview mit Kardinal Jorge Mario Bergoglio von Stefania Falasca

„Ich muss wieder abreisen,“ sagt er immer wieder. Nicht, dass ihm die römische Luft nicht behagen würde. Aber die von Buenos Aires fehlt ihm doch: die seiner Diözese, seiner „Esposa“, wie er sie nennt. Rom stattet Kardinal Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, meist nur Blitzbesuche ab......

Das ganze Interview können Sie hier nachlesen (externer link)

Gebt den Gemeinden ihre Würde zurück!
Gedanken zu einer Gemeindeordnung nach dem 7.02.2013

von Wolfgang Dettenkofer

  1. Welche eigenständige Gemeindeordnung hat Gültigkeit und schafft Einheit und Freiheit? Sie müsste abgeleitet sein immer wieder aus der Botschaft Jesu und nicht verfügt durch zentralistische Erlasse und weltfremde römisch-vatikanische Motu Proprien, die eine schädliche und geisttötende Monokultur bewirken.
  2. Auf Pfarrebene haben wir eine Servicementalität hochgezüchtet, bei der vom geweihten Übermenschen an der Spitze („Hannemann, geh du voran! Hast die größten Stiefel an!“) alles erwartet, jede Entscheidung an ihn delegiert wird und die Unmündigen sind kaum zu aktivieren. Bischöfe firmen junge Christen sang- und klanglos hinaus. Sie bleiben ja Unmündige.    
  3. Wer hat die Auslegungshoheit des Evangeliums wenn nicht die glaubende, betende Gemeinde, der der Geist versprochen ist, der sie in alles einführt (Joh 14,26). Die Fundamentalisten überbewerten wohl "Wer euch hört, der hört mich" und die "auf Felsen gebaute“ Papsttreue.
  4. Ein Nachdenken über das kirchliche Amt unsererseits ist nötig; der Dialog darüber mit den höheren Amtsträgern und Theologieprofessoren findet nicht statt bzw. wird durch unverbindlichen Scheindialog unterlaufen und ausgetrickst: Zukunftsforum ohne Zukunftsperspektiven!
  5. Das höchste kirchliche Amt, das immer mehr jegliche Binde- und Lösegewalt an sich gezogen hat, löst nichts, keine anstehenden Fragen der Menschen heute, bindet alles zurück auf ihren musealen, absolutistischen Machterhalt. Zu Antworten auf die Fragen, wie umzugehen ist mit Geld, Macht und Sexualität, sind Leute nicht prädestiniert, die damit eh und je keinerlei Sorgen und Probleme haben und hatten. Beantwortet werden Fragen, die niemand gestellt hat.
  6. Bei dem Begriff "Kirche" assoziieren die Leute die hierarchische Kirchenleitungen. Die Medien schlagen auch in diese Kerbe und zeigen das pittoresk-mittelalterlich Extraordinäre.
  7. Die Medizin macht es heute möglich, dass Menschen alt werden mit starker körperlicher und geistiger Präsenz. Dennoch muss erlaubt sein zu fragen: mit welchen Emotionen erhält ein 85-Jähriger diesen Betrieb aufrecht? Der alte Trott auf eingefahrenen Geleisen verrät kaum noch Lebendigkeit. Zum Umdenken oder gar Reformen ist niemand weder willens noch fähig.
  8. Es ist ganz offensichtlich, dass der zentralistische Machtanspruch eine Selbstüberforderung ist und sich ad absurdum führt. Von niemandem wird die katholische Soziallehre so sehr konterkariert wie vom Vatikan. Statt Solidarität ein Lauschohr für Denunziantentum, statt Subsidiarität eitle Bevormundung bis ins Kleinste, zynische Unbarmherzigkeit gegen Menschen, die ihr Leben revidieren und einen Neubeginn wagen. Man weist sie hin auf „heilige Eide“, die besser nicht zu schwören waren, weil ein Ja im Sinne Jesu genügt hätte.
  9. Nach wie vor muss gelten: „Wer allen vorsteht, soll auch von allen gewählt werden“ (Papst Leo der Großen im 5. Jahrhundert). Ein Leitungsmandat ist nicht auf Lebenszeit. Eine Wiederwahl nach einer Amtsperiode ist denkbar, empfehlenswert und kann sehr nützlich sein.
  10. Warum bekommt ein Ski-Mädchen oder ein dubioser, hinterrangiger Staatspolitiker eine Privataudienz und seine nach welch eigenartigen Kriterien auch immer ausgesuchten Kardinäle können allenfalls ein paar Wörter anbringen, wenn sie ihren Hut an den Stufen des Altars in Empfang nehmen? Respektvoller Dialog ist einer festgeschriebenen doktrinären Unfehlbarkeit und einem Jurisdiktionsprimat allerdings diametral entgegengesetzt.
  11. 11. Bei der ersten Bestellung ins Amt nach Jesus war einzig wichtig: er muss die Auferstehung(-wirklichkeit) bezeugen können. Und die Gemeinde stellte Kandidaten   auf, die Fähigkeit und Charisma für das Leitungsamt bewiesen hatten, die dann durch        Los bestimmt wurden. Ehre gebührt auch dem nicht berücksichtigten Joseph Barsabbas. (Apg 1,22 ff)
  12. Klerikalismus ist eine unlautere, fromm beweihräucherte Form der Machtausübung, die nicht im Sinne Jesu sein kann. (Mt 20,26-27 ||) Gebt den weitgehend entmündigten Gemeinden ihre Würde zurück! Die Macht wurde unter Konstantin nicht getauft, im Gegenteil: sie war seitdem immer wieder die größte Versuchung, die Sache Gottes zu verdunkeln, ja zu verraten.

 

Theologische Disziplinen und der katholische
Glaubenssinn hat folgende Begriffe abzuklären:

Gemeindeordnung – juristische Regelwerke, Gemeinwesen,
Apostel – Jünger/innen – Nachfolge - Diakonie,
Bischofswahl, Dialog, Einheit – Ökumene,
Weihe – Ordo, Kleriker - Klerikalismus,
Berufung – Auserwählung – Volk Gottes,
Papstamt, Unfehlbarkeit, Jurisdiktionsprimat,
Kirche, Konzil – Synode, Pastoraltheologie, Hierarchie,
Buße - Umkehr – Reform, Evangelisation – Glaube,
Mysterium – Sakrament – Liturgie –Taufe - Eucharistie,
Solidarität – Subsidiarität - Würde der Person – Gemeinwohl,
Territorialprinzip, Gemeinde, Pfarrei, Sonntagsfeier,
Schöpfungsordnung, Zölibat, Neue Schöpfung

 

Gedanken zu einem Konklave - Dienstamt für die Einheit/Papstamt

Um dem Dienstamt der Einheit, so es denn einen Sinn machen soll,in heutiger Zeit eine neue Glaubwürdigkeit und Ansehen zu geben, könnten die Worte von  Papst Leo dem Großen (440-461) weiterhelfen: "Wer allen vorstehen soll, soll von allen gewählt werden".

Dass man einen Papst nicht von über einer Milliarde Gläubige direkt wählen lassen kann, ist einzusehen. Aber es könnte eine neue Perspektive für die Zukunft sein, dass sich ein Konklave anders zusammensetzt: Die Getauften und Gefirmten ohne Weiheamt sollten in Relation zu ihrem Anteil in der Kirche repräsentiert sein. Konsequent wäre es dann, selbst wenn dies für heutige Denkgewohnheiten noch sehr ungewohnt sein mag, dieses Amt im Wechsel von  einem Mann und einer Frau ausführen zu lassen. Es ist nicht zwangsläufig, dass das Amt von einem Kleriker auszuüben ist.

Sehr günstig könnte sich ebenso auswirken, das Amt zeitlich befristet zu besetzen, z.B. 6 Jahre mit einmaliger Verlängerungsmöglichkeit. Das gäbe die Möglichkeit, auch Jüngere (z.B. ab 50 Jahren) mit Lebenserfahrung zu berufen.

In der frühen Kirche wurde eine Wahl der Bischöfe als Wahl durch die Kirchenmitglieder mit und ohne Weiheamt praktiziert. Papst Cölestin I. (422-432) schrieb: "Man soll keinen Bischof gegen den Willen des Volkes einsetzen."

Die Rückkehr zur wirklich gemeinsam übernommenen Verantwortung des Volkes Gottes für die in ihm sinnvollen Aufgaben und Dienste verlangt danach, synodales Denken und Handeln auf allen Ebenen kirchlichen Lebens neu zu stärken und zu leben.

Was für Papst und Bischöfe gilt, muss analog für die Besetzung von Aufgaben und Verantwortungen in den Gemeinden gelten. Menschen wollen in heutiger Zeit als Mitentscheidende ernst genommen werden. Dann sind sie auch neu für die Übernahme von Verantwortlichkeiten zu gewinnen.

Versuch einer Standortbestimmung des Münchner Kreises

Am 28.1.13 wurden die Sprecher des Münchner Kreises (Albert Bauernfeind – er war leider krank – , Walter Hofmeister, Christoph Nobs und Hans-Jörg Steichele) eingeladen  in den Priesterrat der Erzdiözese  München und Freising ( = beratendes Gremium des Bischofs  von der Klerusseite her,  das Pendant zum Diözesanrat = beratendes Gremium des Bischofs von der Laienseite her). Hier  sind die Unterlagen für das, was mein Teil war bei diesem Gespräch.  Allerdings konnte ich aus Zeitgründen nur bis S. 5 Mitte  vortragen  (bis zur Frage: Warum werden all diese Folgen in Kauf genommen?). Die   Essenz des Folgenden konnte ich nur mehr ganz kurz erwähnen.

Vorstellung:

Hans-Jörg Steichele: 1976: Priesterweihe und Promotion / 1976-1999, also 23 Jahre: Dienst  in verschiedenen Münchner Stadtgemeinden ( als Kaplan, Jugendpfarrer und Pfarrer). In den 80iger Jahren Mitglied des Priesterrates, 1995-1999 als Dekan Mitglied der Dekanekonferenz. / 1999-2002 : Mitarbeit im Fachbereich Exerzitien, dabei 3jährige Ausbildung  am C.G. Jung-Institut  in Zürich in Analytischer Psychologie und  3-jährige Ausbildung als  Exerzitienbegleiter  am Institut der Orden/  2002 – 2006 bzw. 2008: Geistlicher Mentor für die Studierenden der FH Religionspädagogik der Uni Eichstätt, Abtl. München. / Seit 2006 : Geistl. Mentor für Religionslehrer/innen in der Erzdiözese München – Freising.

Ich glaube, ich habe durch meinen Einsatz bewiesen, dass mir die Kirche am Herzen liegt und vor allem die Menschen in ihr. Ich gehöre zu den „Alten“, – worüber derzeit manche jüngeren Priester abschätzig reden.. Da das Wort „Priester“ von „Presbyter“ = Ältester kommt (und nicht von hiereús = Tempelpriester), spricht nichts dagegen, dass ich mich für die Zukunft unserer Kirche engagiere. Und wie heißt es im wunderbaren Lied des Mose in Dtn 32,7: „Fragt die Alten, denn sie werden es dir sagen“. Auch Abraham bricht nicht in jungen Jahren auf, sondern -  in der symbolischen Sprache der Bibel – mit  75, also als alter Mann ( Gen 12,4.).

Warum Münchner Kreis?

Papst Benedikt XVI. verglich in seiner Ansprache vor dem Deutschen Bundestag die Ökologische Bewegung der 70ger Jahre „mit einem Schrei nach Luft, den man nicht überhören und beiseite schieben darf … Die Fenster müssen aufgerissen werden“. Ich finde dieses Wort gilt nicht nur den anderen draußen. Es beschreibt auch die Situation für viele in unserer Kirche. Versteht bitte das Anliegen unseres Kreises als genau diesen „Schrei nach Luft“. Denn die Fenster, die das Vatikanum II geöffnet hat, sind dabei, wieder geschlossen zu werden, bzw. zum Teil sind sie schon voll geschlossen.

Ein paar prominente Stimmen von diesem „Schrei nach mehr Luft“ möchte ich kurz nennen:

Ich erinnere an Kardinal Carlo Martini, der Ende August letzten Jahres gestorben ist, und den der Papst in seiner Botschaft zur Trauerfeier einen „Mann Gottes“  nannte, der die Hl. Schrift nicht nur studiert, sondern auch tief geliebt hat“. Er sagte in seinem letzten Interview Anfang August (am 8.8.2012) , kurz vor seinem Tod: „Ich sehe so viel Asche, die in der Kirche über der Glut liegt, dass mich manchmal Hoffnungslosigkeit bedrängt … Es braucht die faire Auseinandersetzung mit Menschen, die brennen, damit der Geist wehen kann. Die Kirche ist 200 Jahre lang stehen geblieben. Warum bewegt sie sich nicht? Haben wir Angst statt Mut? Wo doch der Glaube das Fundament der Kirche ist: der Glaube, das Vertrauen,  der Mut“.

(Vgl. Mk 4,40 par am Ende der Glaubensgeschichte vom Seesturm: „Warum seid ihr so feige?“ Und 2 Tim 1,7:  „Gott hat uns nicht einen Geist der Feigheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“).

Sie haben vermutlich auch von der Stellungnahme des Abtes des Klosters Maria Einsiedeln, Martin Werlen, gehört. Unter dem Titel „Miteinander die Glut unter der Asche entdecken“ sagte er: „Es gibt Kirchenmänner, die heute darüber klagen, dass seit 40 Jahren immer die gleichen Probleme thematisiert werden. Das sollte eigentlich einen durchschnittlich intelligenten Menschen nicht überraschen. Die gleichen Probleme werden immer wieder thematisiert, weil sie noch nicht gelöst sind. Andere Kirchenmänner wagen es, immer noch zu sagen, dass es nur Probleme der deutschsprachigen Länder seien. 1. stimmt das meistens nicht und 2. muss man sich fragen, mit welcher Begründung Probleme im deutschsprachigen Gebiet nicht gelöst werden sollten, weil es diese Probleme in anderen Sprachgebieten nicht gibt. Probleme muss man dort lösen, wo sie auftreten“.

Als Letztes erinnere ich an die Ansprache des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, die er im November letzten Jahres bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises gehalten hat und in der er bekannt hat, wie sehr er sich mit der Kirche des II. Vatikanums  identifizieren konnte und wie stark die Entfremdung von Kirche bei ihm und bei vielen anderen derzeit ist. Eine Äußerung, die ganz übereinstimmt mit dem Ergebnis der Untersuchung, die unter anderen das Erzbistum München in der Folge der Sinus-Studie bei der Mediendienstleistungsgesellschaft (MDG) in Auftrag gegeben hat.  Ein großer Bericht darüber stand ja in der SZ am letzten Freitag: „Die Vertrauenskrise ist im Kern der Kirche angekommen, auch bei den getreuesten Anhängern“.  Schmerzliche Beispiele dafür kennt wohl jeder von uns aus dem Bekanntenkreis, ja Familienkreis!

Diese Stimmen zeigen: Der „Schrei nach Luft“ ist nicht eine Sache von Querulanten und Spinnern, sondern von verantwortlichen Menschen im Innersten unserer Kirche.

Genau da setzt das Anliegen des Münchner Kreises an:

Wir wollen unserer Verantwortung als Priester/Diakone für den Weg des Volkes Gottes in unserer Erzdiözese Stimme geben, um so – in unseren Möglichkeiten – an einem Aggiornamento im Sinne des Vatikanum II und an einem gesamtkirchlichen „Geistlichen Aufbruch mit Folgen“ mitzuwirken,in Treue zum Evangelium Jesu Christi und der sich immer wieder wandelnden Tradition der katholischen Kirche.

Unser erstes Anliegen ist zunächst ein ganz formales: Uns geht es um einen dialogischen Prozess mit Konsequenzen, d.h. mit Beschlussfassungen , Ergebnissen und Ergebnis­sicherungen. Wir wollen keinen Dialog als „Spielwiese“.

Konkreter Auslöser für unser Engagement in dieser Hinsicht ist das Zukunftsforum in unserer Erzdiözese. Hier wurde ein Aufbruch versucht, der unserer Meinung nach aber stecken geblieben ist bzw. stecken zu bleiben droht, weil er genau an die Probleme stößt, an denen unserer Meinung nach die Kirche derzeit krankt. Manche werden nun sagen: Warum nachtarocken? Das ist geschehen, schauen wir nach vorne!  Ich finde auch in diesem Zusammenhang das berühmte Wort von George Santayana zutreffend: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie wieder zu erleben“. Erinnerung, Aufarbeitung der Vergangenheit ist wichtig, gerade auch für die Zukunft. Was ist beim Aufbruch des Zukunftsforums unserer Auffassung nach geschehen (nach den Zeugen: Elisabeth Stanggassinger, Albert Bauernfeind u.a. =TeilnehmerInnen beim Zukunftsforum))?

  • Ein Ernstnehmen der Menschen in den Gemeinden als mündige Christen? Der neue Strukturplan lag zu Beginn des Forums bereits vor. Somit hatte die Beschäftigung mit den „Zeichen der Zeit“ – zunächst durch die Mitglieder des Forums und anschließend durch die Gläubigen in den Gemeinden -  keine Auswirkungen auf den Strukturplan. Sollte die Diagnose, der Austausch über die Zeichen der Zeit, nicht der Therapie, dem Strukturplan, vorausgehen? Warum dann noch die nachträgliche Befragung, die – was die Gemeinden betrifft –  nie veröffentlicht wurde?! Keine einzige Stimme! Wir als Pfarrer und Diakone  vor Ort bekommen den Frust der Leute ab.
  • Ein Ernstnehmen der Teilnehmer/innen am Zukunftsforum? Wir machen uns hier zu Sprechern mancher, die daran teilgenommen haben und mit denen wir uns ausgetauscht haben:Gegen Ende des Zukunftsforums  wurden 12 Arbeitsgruppen gebildet, z.T. mit außen stehenden Fachleuten. Aufgabe der Arbeitsgruppen war es, „smarte Ziele“ zu verschiedenen Problembereichen zu erarbeiten. In der Schlusssitzung hatten die Teilnehmer/innen des Zukunftsforums ganze 30 Minuten Zeit, um  den Inhalt der 119 Seiten Arbeitsergebnisse zu studieren und zu überlegen, wie weiter damit verfahren werden soll. Ist das ein Ernstnehmen eines Gremiums? Passt ein Forum mit mündigen und engagierten  Christen, bei dem nie abgestimmt wird, in unsere Zeit? ‚Stimme haben‘ hat auch etwas mit Abstimmen zu tun! Wir waren schon einmal in unserer Kirche weiter; s. Statut der Würzburger Synode mit genauer Festlegung des Abstimmungsverfahrens, seiner Möglichkeiten und Grenzen.

Soviel zum Verlauf des Zukunftsforums; aber auch die Nachgeschichte des Forums wirft viele Fragen auf.

Die Empfehlungen der Arbeitsgruppen bzw. des Zukunftsforums, über die nie formell abgestimmt wurde,  durften nicht ohne Kommentierung des Kardinals veröffentlicht werden. Diese Kommentierung erfolgte zunächst aufgrund von Tonprotokollen nach 1 ½ Jahren und musste später nachgebessert werden. Vorläufiges Ergebnis: 3 Themen von 61 werden weiter verfolgt- das ist bekannt.  Und was lesen wir im letzten uns zur Verfügung stehenden Priesterratsprotokoll vom Juni 2012:

„ TOP 10: Diskussionsstand zu den Antworten vom Herrn Kardinal zum Zukunftsforum (Stand der 3 Konkretisierungen: Was kann der Priesterrat hier beitragen?): „wird angesichts der fortgeschrittenen Zeit ausgelassen“.

Sie verstehen jetzt vielleicht, wogegen wir sind und wofür.

Jetzt noch ein  Blick auf das Inhaltliche des Zukunftsforums bzw. der Strukturreform, Dabei können nur einige Punkte ein wenig herausgestellt werden.

Zunächst ein Beispiel, das gerade uns als Priester in bes. Weise berührt.

(Siehe, Ergebnis der Arbeitsgruppen auf dem Zukunftsforum = EAZ, 5.3., S.54f „Priorisierung in den Spannungsfeldern „sakramentale priesterliche  Dienste’ – „Priestermangel“ und  „kirchliche Sexualmoral – Lebenswirklichkeit“ /  Ebenso a.a.O. 8.6, S.75 „ Erhebung und  Dialog zum Pflichtzölibat“. Siehe dazu auch die Gegliederten Kurzkommentierungen  des Erzbischofs (=GKKE) sowie  „Nachwort und Perspekiven“(= NuP) des Kardinals.

Ziel der Strukturreform ist die Überführung der vielen kleinen Pfarreien in große „pastorale Räume“. Nach can. 529 § 1 – das Kirchenrecht in der Fassung von 1983 ist übrigens oft deutlich  pastoraler ausgerichtet als die gegenwärtige Praxis der Kirchenleitung und lässt auch mehr zu ( aufgrund von § 517,2 waren in unserer Diözese lange Jahre GR  und  PR als Pfarrleiter möglich – mit einem  priesterlichen Leiter zur Seite) -  hat der Pfarrer „darum bemüht zu sein, die seiner Sorge anvertrauten Gläubigen zu kennen. Deshalb soll er die Familien besuchen, an den Sorgen und vor allem der Trauer der Gläubigen Anteil nehmen … Mit hingebungsvoller Liebe soll er den Kranken, vor allem den Sterbenden zur Seite stehen… Er soll sich mit besonderer Aufmerksamkeit den Armen zuwenden …“ Wie soll das bei 20.000 Katholiken gehen? Wird da nicht der Seelsorger zum Manager. (Schon ich als Pfarrer von St. Ignatius, einer Pfarrei damals mit ca. 7000 Katholiken, war Dienstgeber von 35 Personen). Aus der Sichtweise der Gläubigen stellt sich dann das Problem so: „Der Pfarrer hat ja nie Zeit, da brauchst nicht hinzugehen“ –  und der Beziehungsaspekt fällt aus (bald brasilianische Verhältnisse!). Im Grunde steht hinter der in allen deutschen Bistümer n  durchgeführten bzw. noch durchzuführenden (Beispiel Berlin) Strukturreform nicht die Sorge für das „Heil der Seelen“ (can 1752) und für die Lebendigkeit der Gemeinden, sondern allein die Sorge um die Aufrechterhaltung des Priesteramtes in der gegenwärtigen Ausgestaltung (vgl. Dritte Option für Priester des 21. Jahrhunderts: „Besser im Vertrauen auf Jesus Christus das Fehlen von Priestern aushalten – als das Wesen der Kirche und ihres Amtes durch pragmatische Ersatzlösungen zu verdunkeln“  Deutsche Regentenkonferenz März 2003: Priester für das 21. Jahrhundert. Optionen, S.4 ). Deshalb wurde meines Wissens auch noch in keiner Untersuchung danach gefragt: Wie geht es  den Gemeinden mit PR und GR, mit Männern und Frauen in diesem neuen Berufsfeld? Man ahnt wohl, dass die Antwort überwiegend positiv ausfallen würde. Und deshalb will man  es gar nicht wissen! Das würde die Strebungen der Kirchenleitung nur stören (siehe oben).

 Das hat gravierende Folgen:

  • Nicht wenige Priester sind überfordert, werden krank, brennen aus, flüchten sich in Süchte (z.B. Alkohol)…
  • Und es gibt eine Reihe von Priestern, die sich entschieden haben, trotz der kirchl. Vorschriften eine eheähnliche  Beziehung zu leben, was die Glaubwürdigkeit von Kirche gewiss beschädigt….
  • Alle Pfarrer von Großpfarreien sollen das besondere Charisma der Leitung haben, haben dies aber nicht immer. Folge: Frust für den Pfarrer, aber auch für die Gemeinde.
  • Obwohl es in der deutschen Kirche theologisch hoch qualifizierte und für den Predigtdienst ausgebildete hauptamtliche ‚Laien ‚(die  vom Wortsinn her gar keine ‚Laien’ sind), dürfen sie nicht am Predigtdienst teilhaben. ( Für den überwiegend großen Teil der Gemeinden sind diese Laientheologen ganz gewiss keine Ersatzlösungen. Aber das ist genau das Problem: In dem Moment, wo sie gut sind – und eine Reihe sind wirklich gut -,  werden sie zu einer ‚Bedrohung‘  für die Priester – und werden in Konsequenz  in ihren Möglichkeiten immer mehr beschnitten). Stattdessen lesen nicht wenige ausländische Priester die Predigt in einer Weise ab, dass keiner sie versteht.
  • Summa summarum: Priorität hat allein die herausgehobene Stellung des Priesters, während die Feier der Eucharistie vor Ort wegen des Priestermangels anscheinend nicht mehr so wichtig ist.

Warum werden alle diese Folgen in Kauf genommen? nur weil man am Pflichtzölibat der Kirche nicht rütteln will,

  • obwohl die in den letzten Jahren  konvertierten ev. und anglikanischen Priester problemlos weiter verheiratet sind,
  • obwohl es in der mit Rom unierten orientalischen Kirche durchaus ausgewogen heißt: „Der Zölibat der Kleriker, gewählt für das Reich Gottes und sehr angemessen für das Priesteramt, soll gemäß der Tradition der Universalkirche überall große Wertschätzung erfahren. Genau gleich soll in Ehren gehalten werden der Status der in Ehe lebenden Kleriker, bestätigt durch die Praxis der Urkirche und der orientalischen Kirchen“ (Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium, Rom 1992, ca. 373).
  • obwohl die Kirche über 1000 Jahre den Pflichtzölibat für alle Priester der lat. Kirche nicht kannte.
  • obwohl Paulus bezeugt, dass sowohl Petrus wie die anderen Apostel wie die Brüder der Herrn mit ihren Frauen auf Missionsreise  gingen  (1 Kor 9,5);

Reicht hier der Kommentar des Kardinals zu der Empfehlung 8.6 des Zukunftsforums, in der eine Erhebung zum Pflichtzölibat in der Diözese vorgeschlagen wird, wirklich  aus:  „Eine über das ganz Bistum ausgedehnte Diskussion über den Zölibat halte ich nicht für zielführend“ ( GKKE S.27  zu EAZ  S.75) ?zu ; denn es geht beim Thema Zölibat nicht nur um die konkrete Lebensform der Priester  und wie   s i e   damit klar kommen, und wie denen Gerechtigkeit widerfahren kann, die daran scheitern, sondern genauso auch um die gegenwärtig sehr gravierenden Auswirkungen auf die Situation der  G e m e i n d e n .

Im Nachwort des Kardinals zu den Kommentierungen (NuP, S.36)  heißt es für mich überzeugend: Es genügt nicht, bei heißen Eisen „darauf zu verweisen, für diese  gesamtkirchlichen Themen auf Ortskirche nicht zuständig zu sein“; das gilt für uns vom Münchner Kreis gerade in Punkto Pflichtzölibat;  denn das Problem Pflichtzölibat berührt die Ortskirche und die Gemeinden vor Ort hautnah.

Das aber ist nur ein Punkt unter vielen, die wir anführen könnten.

  • die Stellung der Kirchenleitung zur Sexualität: „Die kirchl.  Sexualmoral ist nicht vorsintflutlich“ (Kardinal Marx in GKKE  S, 19, vgl. auch S. 18. siehe auch EAZ 8,8 : Aufbruch der Spaltung beim Thema ‚Sexualität‘ zwischen  Lehramt und Lebenspraxis).  Ich kenne nicht die Verhältnisse vor der Sintflut. Aber das eine steht fest: Mit der Realität hat die offizielle Position der Kirchenleitung  nichts mehr zu tun. Denn: Seit 37 Jahren habe ich vielen Brautpaaren bei der Trauung assistiert. Ich kann mich an kein einziges Brautpaar erinnern, das nicht schon zusammengewohnt hätte vor der Trauung,  manchmal an die 10 Jahre. Das Kirchenrecht aber sagt nach den Worten eines Mitglieds des Konsistoriums in München: „Nach dem Kirchenrecht ist jeder Sexualakt außerhalb der Ehe Todsünde“! Die Hl. Schrift im Hohen Lied spricht da eine andere Sprache.
  • Der Umgang mit den Charismen der laientheologischen Berufe der PastoralreferentInnen und GemeindereferentInnen 
    (
    Vgl.EAZ 3.3 Anerkennung Kompetenz hauptamtlicher Mitarbeiterinnen/ EAZ 5 Arbeitsfähigkeit der Kirche/ EAZ 8.1 Stärkung des Respektes gegenüber den verschiedenen Lebensformen der pastoralen Berufsgruppen.) Es war ein mutiges Beschreiten von Neuland, als Kardinal Döpfner Anfang der 70iger Jahre , als Reaktion auf den sich abzeichnenden Priestermangel, die Entscheidung fällte, die Berufe der PR und GR ins Leben zu rufen. Zunächst war das sicher der Versuch einer Lösung sich abzeichnender Not; also eine Notlösung. Aber die Zeit ist weitergeschritten, die Gemeinden haben die neuen Berufe und ihre Vertreter kennen und schätzen gelernt  (Leider hat m.W. noch nie eine Befragung der Gemeinden in Bezug auf diese neuen Berufe stattgefunden. Man fürchtet offenbar das  weitgehend positive Ergebnis?). Nach über 40 Jahren kann  man aber nicht  mehr von  einer Notlösung sprechen. Der Einsatz von PR und GR ist kirchlicher Alltag geworden. Und noch mehr: Man kann es den Gläubigen nicht verdenken, dass ein PR ,der über 25 Jahre in einem Altenheim und in einer Klinik arbeitet, Sterbende begleitet, Trauernde tröstet und einfühlsame Beerdigungen halt samt Ansprache – zudem mit einem theol. Doktortitel ausgestattet –  von den Leuten als ‚Pfarrer‘ empfunden wird. Er hat das Amt eines Pfarrers  und tut bis auf wenige Ausnahmen genau  das, was ein Pfarrer tut. IN jedem Falle ist er gewiss kein ‚Laie‘  mehr im üblichen Sinne, er, der sein ganzes Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt hat. In den Anmerkungen des Kardinal Marx  “Nachwort und Perspektiven“ heißt es auf S.34: „Die Kirche ermöglicht zwar die Taufe und  Firmung, die Charismen freilich gibt unmittelbar der Hl. Geist. Insofern  kann die Kirche niemanden mit Charismen beauftragen, sehr wohl aber die mit bestimmten Charismen Beschenkten mit bestimmten Ämtern und Diensten  betrauen“. Und warum tut sie es nicht?  Die Urkirche war da mutiger und entschiedener, in einer ungleich schwierigeren Frage, bei der Aufnahme der Heiden in die judenchristliche Kirche ohne Beschneidung (also in bewusster Abkehr von geheiligster Tradition!) . Die entscheidende Aussage steht in Apg 10,47. Da sagt Petrus „Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen  haben?“ Wer das Wirken des Hl . Geistes konsequent nicht anzuerkennen bereit ist, begeht die Sünde wider den Hl.Geist (Mk 3,28-30). Vgl auch S.Demel, Mitmachen- Mitreden-Mitbestimmen,S.100..
  • Darüber hinaus  gibt es noch viele andere ‚heißen Eisen“ bzw. interessante Anregungen, die in den  61 Empfehlungen  enthalten sind :
    - , z.b. Diakonat der Frau (EAZ 5,2)/
    - den Eucharistieempfang konfessionsverschiedener Ehepaare ermöglichen ( EAZ 8.4. Siehe bereits dasselbe Anliegen bei der Würzburger  Synode 1975,  Beschluss Gottesdienst 5.5: Teilnahme von Katholiken am Abendmahl. S. 216)/
    - ‘Wiederverheiratete – Geschiedene“- Weg der Versöhnung suchen (EAZ 8,3. Vgl. auch 3.14). So auch schon der Vorstoß der oberrheinischen Bischöfe 1993/
    - „Integration homosexuell empfindender Menschen (EAZ 8,7. Vgl. auch 3.13)/
    - Aus- und Fortbildung in Geistlicher Begleitung (EAZ 11.2)/
    - Weiterentwicklung der Schulpastoral (EAZ 12.3)/
    - Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit und Schule ( EAZ 12.4.)/
    - die Realisierung einer Ehrenamtsakademie – EAZ 3.11 (aber sich dabei klar sein- das betrifft alle  Punkte der EAZ, die sich auf Personalentwicklung  beziehen – : Wenn ich Christen  zu mündigen Christen heranbilde, werden sie – durchaus berechtigt –mit der Zeit mehr Rechte einfordern, auch Mitbestimmung! Also bitte  nicht  wieder nur den ersten Schritt tun, voller Mut und Elan, — und dann verlässt einen die Courage und man rudert wieder zurück, nach dem Prinzip  der Echternacher Springprozession… )…..
  • Und dann gibt es natürlich auch noch Fragen, die nicht in den Empfehlungen stehen, aber sehr wohl ‚auf den Nägeln brennen’: z.B. das große Ärgernis von Bischofsernennungen  über die meisten Betroffenen hinweg, ein ‚Nepotismus‘ neuer Art. Um nur die aktuellsten Beispiele anzuführen: Bischöfe von Würzburg, Berlin und Dresden aus dem Hause von Kardinal Joachim Meisner, Bischof von Regensburg aus dem Hause von Erzbischof Gerhard Müller.  Vgl. demgegenüber die Praxis der frühen Kirche, z.B. bei Augustinus, dem großen Vorbild von Papst Benedikt XVI.: „Augustin war als einfacher Gläubiger unter den Hörern, aber die Menge erkannte ihn als den Mönch von Thagaste, einige Entschlossene warfen sich auf ihn und brachten den Widerstrebenden mit Gewalt  vor Bischof Valerius. Der Zuruf des Volkes genügte nach der Sitte der Zeit, einen Mann zum Bischof oder Priester einer Gemeinde zu erwählen……Alsbald wurde Augustin im Alter von 37 Jahren zum Priester geweiht…“ Später ließ er ihn dann auch zu seinem Mitbischof weihen ( Augustinus, Confessiones/ Bekenntnisse. Übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart, S.981-985)
  • Und als letztes Beispiel möchte ich  noch einmal das formale Anliegen aufgreifen,  von dem wir im Blick auf das Zukunftsforum ausgegangen sind: die Dialogfähigkeit und  die Stellung der Kirchenleitung zur Demokratie. –„Demokratie ist kein theologischer Begriff“ sagt der Kardinal.(GKKE S. 21 zu  EAZ 3.2, S. 24-26: Abbau hierarchischen Denkens – Öffnung für Demokratie und Gleichberechtigung./ EAZ 9: Kommunikation als Kernkompetenz der Kirche) – Absolutistische Monarchie aber auch nicht.  Männer der  Kirchenleitung malen oft ein verzerrtes und naives Bild von Demokratie =  Herrschaft willkürlicher Mehrheitsentscheidungen, -  als ob die Gefahr bestünde, dass die Befürworter von mehr Demokratie in der Kirche drauf und dran wären, über die Gottessohnschaft Jesu oder über die Trinität  per Mehrheitsentscheid abzustimmen, oder als ob sie morgen das Frauenpriestertum einführen würden.. Das ist nicht fair, sondern ausgesprochen billig.. Kardinal Marx selbst verweist in seinem   Artikel ( „Zwei Reden – eine Botschaft“) im Osservatore Romano vom 21.10.2011 S. 67 daraufhin – mit Bezugnahme auf die Ansprache des Papstes vor dem Deutschen Bundestag – „dass die Demokratie nicht gleichzusetzen ist mit der Macht der Mehrheit. So sehr das Mehrheitsprinzip in der Gesetzgebung in der Regel ausreicht, so sehr muss darauf hingewiesen werden, dass dieses Prinzip  …als Grundlage für alle Gesetzgebung nicht  ausreicht“! Über einen Satz wie „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, Artikel 1,1 des Grundgesetzes der BRD, kann man auch in einer Demokratie nicht abstimmen. D.h. selbst die Demokratie ruht auf Fundamenten, die sie selbst nicht schaffen kann (Ernst-Wolfgang Böckenförde)..

Warum hängen dann weite Teile der Kirchenleitung immer noch an der Monarchie als kirchengemäßer Herrschaftsform? Jesus hat unsere menschliche Natur angenommen und sich in seine Zeit hinein inkarniert und inkulturiert   Das sieht man z.B. am  Zwölferkreis als  Ausdruck der Sehnsucht, das  Zwölfstämmevolk zu sammeln. Das sieht man daran, dass auch für ihn zunächst die jüdische Dogmatik Geltung hat: Das Heil kommt zuerst  zu den Juden und dann erst zu den Heiden: (Jes 2, 1-5. / Sach 8,23/ Mt 10, 5f/  Mk 7,24-30 : das Gespräch Jesu mit der syrophönizischen  Frau, das letztendlich den jüdischen Horizont sprengt). Und diese Inkarnation und Inkulturation geschah immer wieder  im Laufe der Kirchengeschichte, am deutlichsten  wohl in der konstantin. Wende. Heute aber leben wir nicht mehr im Gottesgnadentum der antiken  und mittelalterlichen Kaiser  noch in der Zeit des Absolutismus eines Sonnenkönigs à la  Ludwig  XIV oder eines Kirchenfürsten `a la Kardinal Richelieu, sondern – Gott sei Dank – nach Aufklärung und Humanismus und nach den Schrecken der nationalsozialistischen Barbarei in einer  ziemlich wehrhaften und ethisch fundamentierten Demokratie.(vgl. auch den stetigen Wandel des Priesterbildes, je nach den Umständen der jeweiligen Zeit: Edward  Schillebeeckx, Christliche  Identität und kirchliches Amt)).

Was spricht somit gegen ein gewisses Hineinwirken der Errungenschaften der Demokratie ( Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte…) in das Kirchenrecht und in den alltäglichen Umgang miteinander in  unserer Kirche .-  vor allem auch in die  Geschäftsordnungen und Statuten unserer  Gremien wie PGR, Pfarrverbandsrat, Priesterrat, Weltbischofssynode usw.?  Als  Einstieg in demokrat. Formen war die Beschränkung dieser Gremien auf die Beratungsfunktion wohl sinnvoll, aber mittlerweile steht der nächste Schritt an: Zur Beratungsfunktion gehört auch die Beschlussfähigkeit. Auch beim Vatikanum iI wie bei der Würzburger Synode galt das Mehrheitsprinzip , mit klar umschriebenen Möglichkeiten und Grenzen (s. das Statut der Würzburger Synode. S. auch Sabine Demel, Mitmachen – Mitreden – Mitbestimmen. Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen in der katholischen Kirche, S. 131-137, bes. auch S.29-34: Die Verbindung von Hierarchie und Demokratie als Zukunftsgestalt des Volkes Gottes). Vergessen wir nicht: Als Christen sind wir nicht auf einen Monarchen Jesus Christus getauft, sondern durch die Taufe sind wir hineingenommen in die Lebens- und Liebesgemeinschaft des dreifaltigen Gottes, der Beziehung ist und Beziehung will, in Wahrheit, Freiheit, Liebe und gegenseitigem Respekt („ich taufe dich im Namen des Vaters  und des Sohnes und des Hl. Geistes“).

Also: Bei der gegenwärtigen Auseinandersetzung in unserer Kirche geht es nicht nur um Inhaltliches, sondern zunächst um Formales, -  und da möchten wir als Münchner Kreis   zu allererst  ansetzen, z.B.  auch bei Anwaltschaften in Einzelfällen.

Wie geschieht der Dialog?:

( s. EAZ 9: Kommunikationsfähigkeit als Kernkompetenz der Kirche. Genauer hin EAZ 9,2: Dialogische Haltung in allen Situationen und Beziehungen / EAZ 10,1: Vernetztes Arbeiten als  Grundprinzip der Pastoral. Vgl. auch Korrespondenz zur Spiritualität der Exerzitien, Heft 101 :“Die Liebe besteht in der Kommunikation von beiden Seiten…“ Ignatianische Gesprächskultur und Dialogprozess in der Kirche. )

die Gesprächspartner  als verantwortungsvolle  und mündige Christen, die ihre Kirche lieben, ernstnehmend, transparent, die Argumente klar benennend und nichts wirklich  Wichtiges  hinter dem Berg haltend, logisch und wirklich zielführend, mit klaren Regeln, auch Abstimmungsregeln,  und mit Ergebnissen, die dann auch durchgeführt werden, oder undurchschaubar ,nebulos, willkürlich,  folgenlos, entmündigend (= die Menschen wie kleine  Kinder oder wie pubertierende Jugendliche behandelnd, von denen man keine vernünftige, maßvolle   Entscheidung  erwarten darf, die vor sich selbst geschützt werden müssen), zentralistisch und – auf jeden Fall vom Eindruck her – absolutistisch.

Um dem Nachdruck zu verleihen, gehört es für uns dazu,  die Presse nicht  außen vor zu lasen und die Publizität nicht nur der Kirchenleitung zu überlassen. Ebenfalls  gehört dazu  die Vernetzung mit anderen Priestergruppen – in deutschsprachigen Raum und international.

Siehe: Gedankensammlung/ Arbeitspapier des Münchner Kreises und  Presseerklärung

des Vernetzungstreffens vom 25.1.2013:

  • Wir stehen ein für ein ehrliches Wahrnehmen der Lebenssituationen der Menschen und für Glaubwürdigkeit  kirchlicher Praxis. Deshalb benennen wir, was wir tun, auch wenn es im Widerspruch zu derzeitigen kirchenamtlichen Weisungen steht.
  • Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist für uns ein großer Wert. Deshalb sind wir gegen die Schaffung  großer pastoraler Räume als Antwort auf den sogenannten Priestermangel. Wir setzen uns für andere Formen von Kirchesein im Lebensraum der Menschen ein.  Die Vielfalt der Charismen   muss zur Geltung kommen, unabhängig von  Stand, Geschlecht und sexueller Orientierung. Oberstes Ziel  ist eine menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu.
  • Wir sind gegen die derzeitigen absolutistischen Strukturen in unserer Kirche und setzen uns für Bürgerrechte und Transparenz in der Kirche ein („Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ Eph 2, 19).
  • Deshalb haben wir uns im deutschsprachigen Raum und international vernetzt, weil die Situation in der Kirche  und in der Gesellschaft  uns dazu drängt. Wir fordern die Bischöfe  auf, sich im Sinne der Reformanliegen ebenfalls zu vernetzen.

Ich habe mit einem Zitat aus der Ansprache  von Papst Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag begonnen. Ich möchte mit einem Hinweis auf diese Ansprache auch schließen.

Der Papst verweist am Beginn und am Ende seiner Ansprache auf den jungen König Salomon, der Gott „um ein hörendes Herz bittet“ ( 1 Kön 3,9)- eine seiner Meinung nach wichtige Bitte für Politiker: “Denn Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen“.  Auch in diesem Falle würde ich sagen: Diese Bitte ist nicht nur für Politiker wichtig, sondern auch für uns Christen, vor allem für die Kirchenleitung:, damit nicht eintritt, was Jesaja in tiefem Ernst  warnend so ausdrückt: „Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.“ (Jes 6, 9. Vgl. auch Mk 4, 12 und Apg 28, 27).

2017 jährt sich der Beginn der Reformation zum 500. Mal . Was geschah  damals? Joseph Lortz, der große Kenner der Reformationsgeschichte schreibt: „Die sich gegenüber der Kirche äußernde Spannung ist deshalb von so großer Sprengkraft, weil eine tiefgreifende Reform bereits seit 300 Jahren fällig war; schon Innozenz III. hatte sie dem 4.Laterankonzil zum Thema gegeben“ (Joseph Lortz, Die Reformation in Deutschland. Bd 1, S.11. Vgl. auch das Kapitel „Von den Ursachen der Reformation  in Deutschland“ insgesamt S. 3-19. Hier finden sich Unterschiede, aber auch nicht wenige auffallenden Parallelen zu heute). Lernen wir aus der Geschichte und handeln wir in Verantwortung, das Volk  Gottes, der ’niedere Klerus‘ wie die Kirchenleitung!. Und seien wir uns bewusst:

„Gott ist größer als unser Herz“ (1 Joh 3,20) und größer auch als unser Verstand. Er begegnet uns durch die Wirklichkeit, die sich seit dem Vat II weiterentwickelt hat. Trauen wir IHM, dem Leben, – ‚weil Gott  es mit uns lebt‘.

Insofern gilt es heute, nicht hinter das Vat II zurückzugehen, sondern über es hinaus zu gehen! Bei diesem geistlichen Aufbruch – mit Folgen – möchte der Münchner Kreis mitwirken.

Pfr. Hans-Jörg Steichele

Verwendete Literatur:

 1.)Quellen – neben dem grundlegenden Buch der Bibel – :

 Kleines Konzilskompendium (Karl Rahner,Herbert  Vorgrimler). Freiburg 1966

Gemeinsame Synode der Bistümer in der BRD Deutschland, Offizielle Gesamtausgabe. Freiburg, 1976

Codex Iuris Canonici, Codex des kanonischen Rechtes, Kevelaer, 2.Aufl. 1984

Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium,Rom 1992

Priester für das 21.Jahrhundet. Optionen. Deutsche Regentenkonferenz März 2003.

2.) aktuelle Verlautbarungen, Reden, Artikel u.ä.:

meistens im Internet zum Herunterladen bzw. mit Hinweisen, wo man sie bekommt:

 Dem Glauben Zukunft geben. Ergebnis der Arbeitsgruppen „Vollversion“=  EAZ ( = 61 Empfehlungen), 119 S.

Gegliederte Kurzkommentierungen  des Erzbischofs von München und Freising zu den 61 Zielen des Diözesanforums „Dem Glauben Zukunft geben“, nach Tonprotokollen (=GKKE)

Nachwort und Perspektiven. Anmerkungen von Kardinal Reinhard Marx, Januar 2012 (= NuP)

Update Kirche‘, Ergebnisse des Jugendforums 2009  (14./15.11.2009)

Fertig sind wir noch lange nicht“. Der bleibende Auftrag des zweiten Vatikanischen Konzils . Zusammenstellung der Inhalte. Vollversammlung des Diözesanrates der Katholiken der Erzdiözese München und Freising ( 12./ 13.10.2012

Zwei Reden – eine Botschaft? Kardinal Reinhard Marx, Osservatore Romano 21.10.2011, Nr. 42., S.6  (Ausgabe in deutscher Sprache)

Brief der deutschen Bischöfe an die Priester, 25.9.2012

Links der Homepage des Münchner Kreises: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

„Nun liegt alles auf dem Tisch“. Erzbistum veröffentlicht 61 Ziele des Zukunftsforums samt der Kommentierung durch den Kardinal im Internet . Münchner Kirchenzeitung MKZ,.4.3.2012, S.3

Rede Papst Benedikts XVI.im deutschen Bundestag am 22.9.2011

„Der Papst und die Bischöfe müssen umkehren“ Letztes Interview von Kardinal Carlo Maria Martini durch Georg Sporschill SJ: Wochenzeitung Christ und Welt. Ausgabe 37/ 2012

Ansprache von Norbert Lammert bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises am 10.11.2012

3. )Literatur:

Augustinus, Confessiones. übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart. München 1955/ 1966

Böckenförde, Ernst Wolfgang, Vom Ethos der Juristen, Berliln,2010

Demel,Sabine, Mitmachen- Mitreden- Mitbestimmen. Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen in der Katholischen Kirche, Regensburg  2001

Demel,Sabine,  Zur Verantwortung berufen, Nagelproben des Laienapostolats, Freiburg 2009

Demel, Sabine, Frauen und Kirchliches Amt. Grundlagen-Grenzen-Möglichkeiten, Freiburg 2012

Gertler Thomas SJ Hrsg., Korrespondenz zur Spiritualität der Exerzitien.  „Die Liebe besteht in der Kommunikation von beiden Seiten“ Ignat.. Gesprächskultur und der Dialogprozess  in der Kirche

Gnilka,Joachim,  Jesus von Nazaret. Botschaft und Geschichte, Freiburg 2007

Gnilka, Joachim, Paulus von Tarsus, Zeuge und Apostel. Freiburg 1996

Kast, Verena, Abschied von der Opferrolle. Das eigene Leben leben. Freiburg, 1998

Havel, Vaclav, Ein Wort über das Wort. Ansprache bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1989

Lortz Joseph, Die Reformation in Deutschland, Voraussetzungen,  Aufbruch, Erste Entscheidungen, Bd 1, Freiburg 1962

Marx , Reinhard, Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen, München 2008. Bes. das Kapitel „Freiheit, die ich meine… – Marxismus , Liberalismus und Christentum“, S. 33 – 64

Schillebeeckx, Edward, Christliche Identität und Kirchliches  Amt. Plädoyer für den Menschen in der Kirche, Düsseldorf 1985

Werlen, Martin, Miteinander die Glut unter der Asche entdecken. Kloster Einsiedeln 2012

 

Plakat zum Podiumsgespräch 24.05.2014

Neuer FLYER des Münchner Kreises: "Kirchen-Reformziele des Münchner Kreises: Wozu sagen wir JA? Wozu sagen wir NEIN?"

 

Pressemeldung 08.02.2013

Vorläufige Erklärung der Gemeindeinitiative

Gemeindeinitiative: Info-Flyer

Positionspapier Münchner Kreis 29.11.2013

ANALYSE Papst Franziskus - Artikel Marco Politi  (Übersetzung: Norbert Arntz)

 


Zum Zukunftsforum des Erzbistums, mit Protokollen der Vollversammlungen und weiteren Materialien


offener Brief des Münchner Kreises an die deutschen Kardinäle zum Konklave

 

Interview mit Wunibald Müller: "Die Seele verkaufen"

Aparecida 2007 Schlussdokument
der 5. Generalversammlung des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik (CELAM)

Aparecida 2007. Unverfälscht. (Grüne Reihe, Missionszentrale der Franziskaner).

Neues Pfingsten oder alte Gleise? (Grüne Reihe, Missionszentrale der Franziskaner).

Katakombenpakt, 16, November 1965 (Webseite der Konzilsväter)

Offener Brief von Pfarrer Hartmann an Papst Franziskus

BRIEF von Alt-BISCHOF Pedro Casadáliga, Brasilien mit Impulsen zur Reform der Kirche mit Papst Franziskus eine höchst interessanter Brief - nicht nur an brasilianische Bischöfe.

Brief von über 100 Reformgruppen an Papst und Kardinalsgremium
(Liste der über 100 unterstützenden Gruppen )

Handreichung des Erzbistums Freiburg //Wiederverheiratete Geschiedene

„Fertig sind wir noch lange nicht.“ Der bleibende Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils.

 

 

 

 

 

 


Eine weitere Auswahl von Texten und Dokumenten finden Sie auch im Downloadbereich

Der Super Marx oder "das Wort zum Mittwoch"


Positionspapier Münchner Kreis 29.11.2013


Apostolisches Schreiben "Evangelii gaudium"


"Orientierung am Evangelium"

„Gehorsam im eigentlichen Sinn leistet man Gott selbst oder Christus oder dem Evangelium, aber nicht einem Menschen.“
Mehr zum Thema vom Theologen Heinrich Kahlefeld


Leserbrief zu Münchner Merkur "Einfach mal den Mund halten"
Fr., 8.11., S.11 (Bayern Region)

Marx: "Einfach mal den Mund halten"


"Wenn wir Papst Franziskus richtig verstehen. Pastorale Umkehr 
  Das Programm des Franziskus-Pontifikates."


"Ihr werdet Fehler machen, ihr werdet anderen auf die Füße treten. Das passiert. Vielleicht wird sogar ein Brief der Glaubenskongregation bei euch eintreffen, in dem es heißt, dass Ihr dies oder jenes gesagt hättet …. Macht Euch darüber keine Sorgen. Erklärt, wo Ihr meint erklären zu müssen, aber macht weiter …. Macht die Türen auf. Tut dort etwas, wo der Schrei des Lebens zu hören ist. Mir ist eine Kirche lieber, die etwas falsch macht, weil sie überhaupt etwas tut, als eine Kirche, die krank wird, weil sie sich nur um sich selbst dreht."

Papst Franziskus in einem Gespräch mit der Leitung des Verbandes aller Frauen- und Männerorden in Lateinamerika und der Karibik (CLAR) am 6. Juni 2013. Die gesamte Gesprächsnotiz in der Übersetzung von Norbert Arntz ist hier zu finden.


"Aus dem Zusammenprall verschiedener Meinungen strömt immer neues Licht."

"Darauf kommt es an: sich immer zu bewegen, sich nicht in eingefahrenen Gewohnheiten auszuruhen, sondern immer auf der Suche nach neuen Kontakten zu bleiben, immer aufgeschlossen zu sein für die berechtigten Forderungen der Zeit, in der wir zu leben haben, damit Christus auf jede Weise verkündet und erkannt wird."

                                                                                                    (Papst Johannes XXIII.)


 "Nicht meinen, man tut etwas Verbotenes, wenn man etwas Vernünftiges tut."
                                                                                                    (Karl-Ernst Apfelbacher)


Es ist kein kleines Kreuz seinen Verstand jemandem unterordnen zu müssen, der keinen hat.
Und es erscheint mir auch nicht richtig.                                             (Teresa von Avila)


Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.   (Werner von Siemens)


Vorläufige Erklärung der Gemeindeinitiative

 

Was ich beim Konsistorium gesagt hätte...

(Interview mit Kardinal Jorge Mario Bergoglio von Stefania Falasca)


Versuch einer Standortbestimmung des Münchner Kreises

den Text dazu finden sie hier


"Unser Pfarrer ist eine Frau – mehr als nur ein Traum?"

 Vortrag von Prof. Sabine Demel "Unser Pfarrer ist eine Frau – mehr als nur ein Traum?" am 17.2.2013 als Bildungsveranstaltung in der katholischen Kirchengemeinde "Menschwerdung Christi" in Nürnberg-Langwasser (statt der abgesagten Fastenpredigtreihe in der Nürnberger Frauenkirche)

Vortrag zum Nachlesen (externer Link)


 

Pressemeldung vom 08.02.2013

 


[powr-survey]

Versuch einer Standortbestimmung des Münchner Kreises

Am 28.1.13 wurden die Sprecher des Münchner Kreises (Albert Bauernfeind – er war leider krank – , Walter Hofmeister, Christoph Nobs und Hans-Jörg Steichele) eingeladen  in den Priesterrat der Erzdiözese  München und Freising ( = beratendes Gremium des Bischofs  von der Klerusseite her,  das Pendant zum Diözesanrat = beratendes Gremium des Bischofs von der Laienseite her). Hier  sind die Unterlagen für das, was mein Teil war bei diesem Gespräch.  Allerdings konnte ich aus Zeitgründen nur bis S. 5 Mitte  vortragen  (bis zur Frage: Warum werden all diese Folgen in Kauf genommen?). Die   Essenz des Folgenden konnte ich nur mehr ganz kurz erwähnen.

Vorstellung:

Hans-Jörg Steichele: 1976: Priesterweihe und Promotion / 1976-1999, also 23 Jahre: Dienst  in verschiedenen Münchner Stadtgemeinden ( als Kaplan, Jugendpfarrer und Pfarrer). In den 80iger Jahren Mitglied des Priesterrates, 1995-1999 als Dekan Mitglied der Dekanekonferenz. / 1999-2002 : Mitarbeit im Fachbereich Exerzitien, dabei 3jährige Ausbildung  am C.G. Jung-Institut  in Zürich in Analytischer Psychologie und  3-jährige Ausbildung als  Exerzitienbegleiter  am Institut der Orden/  2002 – 2006 bzw. 2008: Geistlicher Mentor für die Studierenden der FH Religionspädagogik der Uni Eichstätt, Abtl. München. / Seit 2006 : Geistl. Mentor für Religionslehrer/innen in der Erzdiözese München – Freising.

Ich glaube, ich habe durch meinen Einsatz bewiesen, dass mir die Kirche am Herzen liegt und vor allem die Menschen in ihr. Ich gehöre zu den „Alten“, – worüber derzeit manche jüngeren Priester abschätzig reden.. Da das Wort „Priester“ von „Presbyter“ = Ältester kommt (und nicht von hiereús = Tempelpriester), spricht nichts dagegen, dass ich mich für die Zukunft unserer Kirche engagiere. Und wie heißt es im wunderbaren Lied des Mose in Dtn 32,7: „Fragt die Alten, denn sie werden es dir sagen“. Auch Abraham bricht nicht in jungen Jahren auf, sondern -  in der symbolischen Sprache der Bibel – mit  75, also als alter Mann ( Gen 12,4.).

Warum Münchner Kreis?

Papst Benedikt XVI. verglich in seiner Ansprache vor dem Deutschen Bundestag die Ökologische Bewegung der 70ger Jahre „mit einem Schrei nach Luft, den man nicht überhören und beiseite schieben darf … Die Fenster müssen aufgerissen werden“. Ich finde dieses Wort gilt nicht nur den anderen draußen. Es beschreibt auch die Situation für viele in unserer Kirche. Versteht bitte das Anliegen unseres Kreises als genau diesen „Schrei nach Luft“. Denn die Fenster, die das Vatikanum II geöffnet hat, sind dabei, wieder geschlossen zu werden, bzw. zum Teil sind sie schon voll geschlossen.

Ein paar prominente Stimmen von diesem „Schrei nach mehr Luft“ möchte ich kurz nennen:

Ich erinnere an Kardinal Carlo Martini, der Ende August letzten Jahres gestorben ist, und den der Papst in seiner Botschaft zur Trauerfeier einen „Mann Gottes“  nannte, der die Hl. Schrift nicht nur studiert, sondern auch tief geliebt hat“. Er sagte in seinem letzten Interview Anfang August (am 8.8.2012) , kurz vor seinem Tod: „Ich sehe so viel Asche, die in der Kirche über der Glut liegt, dass mich manchmal Hoffnungslosigkeit bedrängt … Es braucht die faire Auseinandersetzung mit Menschen, die brennen, damit der Geist wehen kann. Die Kirche ist 200 Jahre lang stehen geblieben. Warum bewegt sie sich nicht? Haben wir Angst statt Mut? Wo doch der Glaube das Fundament der Kirche ist: der Glaube, das Vertrauen,  der Mut“.

(Vgl. Mk 4,40 par am Ende der Glaubensgeschichte vom Seesturm: „Warum seid ihr so feige?“ Und 2 Tim 1,7:  „Gott hat uns nicht einen Geist der Feigheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“).

Sie haben vermutlich auch von der Stellungnahme des Abtes des Klosters Maria Einsiedeln, Martin Werlen, gehört. Unter dem Titel „Miteinander die Glut unter der Asche entdecken“ sagte er: „Es gibt Kirchenmänner, die heute darüber klagen, dass seit 40 Jahren immer die gleichen Probleme thematisiert werden. Das sollte eigentlich einen durchschnittlich intelligenten Menschen nicht überraschen. Die gleichen Probleme werden immer wieder thematisiert, weil sie noch nicht gelöst sind. Andere Kirchenmänner wagen es, immer noch zu sagen, dass es nur Probleme der deutschsprachigen Länder seien. 1. stimmt das meistens nicht und 2. muss man sich fragen, mit welcher Begründung Probleme im deutschsprachigen Gebiet nicht gelöst werden sollten, weil es diese Probleme in anderen Sprachgebieten nicht gibt. Probleme muss man dort lösen, wo sie auftreten“.

Als Letztes erinnere ich an die Ansprache des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, die er im November letzten Jahres bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises gehalten hat und in der er bekannt hat, wie sehr er sich mit der Kirche des II. Vatikanums  identifizieren konnte und wie stark die Entfremdung von Kirche bei ihm und bei vielen anderen derzeit ist. Eine Äußerung, die ganz übereinstimmt mit dem Ergebnis der Untersuchung, die unter anderen das Erzbistum München in der Folge der Sinus-Studie bei der Mediendienstleistungsgesellschaft (MDG) in Auftrag gegeben hat.  Ein großer Bericht darüber stand ja in der SZ am letzten Freitag: „Die Vertrauenskrise ist im Kern der Kirche angekommen, auch bei den getreuesten Anhängern“.  Schmerzliche Beispiele dafür kennt wohl jeder von uns aus dem Bekanntenkreis, ja Familienkreis!

Diese Stimmen zeigen: Der „Schrei nach Luft“ ist nicht eine Sache von Querulanten und Spinnern, sondern von verantwortlichen Menschen im Innersten unserer Kirche.

Genau da setzt das Anliegen des Münchner Kreises an:

Wir wollen unserer Verantwortung als Priester/Diakone für den Weg des Volkes Gottes in unserer Erzdiözese Stimme geben, um so – in unseren Möglichkeiten – an einem Aggiornamento im Sinne des Vatikanum II und an einem gesamtkirchlichen „Geistlichen Aufbruch mit Folgen“ mitzuwirken,in Treue zum Evangelium Jesu Christi und der sich immer wieder wandelnden Tradition der katholischen Kirche.

Unser erstes Anliegen ist zunächst ein ganz formales: Uns geht es um einen dialogischen Prozess mit Konsequenzen, d.h. mit Beschlussfassungen , Ergebnissen und Ergebnis­sicherungen. Wir wollen keinen Dialog als „Spielwiese“.

Konkreter Auslöser für unser Engagement in dieser Hinsicht ist das Zukunftsforum in unserer Erzdiözese. Hier wurde ein Aufbruch versucht, der unserer Meinung nach aber stecken geblieben ist bzw. stecken zu bleiben droht, weil er genau an die Probleme stößt, an denen unserer Meinung nach die Kirche derzeit krankt. Manche werden nun sagen: Warum nachtarocken? Das ist geschehen, schauen wir nach vorne!  Ich finde auch in diesem Zusammenhang das berühmte Wort von George Santayana zutreffend: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie wieder zu erleben“. Erinnerung, Aufarbeitung der Vergangenheit ist wichtig, gerade auch für die Zukunft. Was ist beim Aufbruch des Zukunftsforums unserer Auffassung nach geschehen (nach den Zeugen: Elisabeth Stanggassinger, Albert Bauernfeind u.a. =TeilnehmerInnen beim Zukunftsforum))?

  • Ein Ernstnehmen der Menschen in den Gemeinden als mündige Christen? Der neue Strukturplan lag zu Beginn des Forums bereits vor. Somit hatte die Beschäftigung mit den „Zeichen der Zeit“ – zunächst durch die Mitglieder des Forums und anschließend durch die Gläubigen in den Gemeinden -  keine Auswirkungen auf den Strukturplan. Sollte die Diagnose, der Austausch über die Zeichen der Zeit, nicht der Therapie, dem Strukturplan, vorausgehen? Warum dann noch die nachträgliche Befragung, die – was die Gemeinden betrifft –  nie veröffentlicht wurde?! Keine einzige Stimme! Wir als Pfarrer und Diakone  vor Ort bekommen den Frust der Leute ab.
  • Ein Ernstnehmen der Teilnehmer/innen am Zukunftsforum? Wir machen uns hier zu Sprechern mancher, die daran teilgenommen haben und mit denen wir uns ausgetauscht haben:Gegen Ende des Zukunftsforums  wurden 12 Arbeitsgruppen gebildet, z.T. mit außen stehenden Fachleuten. Aufgabe der Arbeitsgruppen war es, „smarte Ziele“ zu verschiedenen Problembereichen zu erarbeiten. In der Schlusssitzung hatten die Teilnehmer/innen des Zukunftsforums ganze 30 Minuten Zeit, um  den Inhalt der 119 Seiten Arbeitsergebnisse zu studieren und zu überlegen, wie weiter damit verfahren werden soll. Ist das ein Ernstnehmen eines Gremiums? Passt ein Forum mit mündigen und engagierten  Christen, bei dem nie abgestimmt wird, in unsere Zeit? ‚Stimme haben‘ hat auch etwas mit Abstimmen zu tun! Wir waren schon einmal in unserer Kirche weiter; s. Statut der Würzburger Synode mit genauer Festlegung des Abstimmungsverfahrens, seiner Möglichkeiten und Grenzen.

Soviel zum Verlauf des Zukunftsforums; aber auch die Nachgeschichte des Forums wirft viele Fragen auf.

Die Empfehlungen der Arbeitsgruppen bzw. des Zukunftsforums, über die nie formell abgestimmt wurde,  durften nicht ohne Kommentierung des Kardinals veröffentlicht werden. Diese Kommentierung erfolgte zunächst aufgrund von Tonprotokollen nach 1 ½ Jahren und musste später nachgebessert werden. Vorläufiges Ergebnis: 3 Themen von 61 werden weiter verfolgt- das ist bekannt.  Und was lesen wir im letzten uns zur Verfügung stehenden Priesterratsprotokoll vom Juni 2012:

„ TOP 10: Diskussionsstand zu den Antworten vom Herrn Kardinal zum Zukunftsforum (Stand der 3 Konkretisierungen: Was kann der Priesterrat hier beitragen?): „wird angesichts der fortgeschrittenen Zeit ausgelassen“.

Sie verstehen jetzt vielleicht, wogegen wir sind und wofür.

Jetzt noch ein  Blick auf das Inhaltliche des Zukunftsforums bzw. der Strukturreform, Dabei können nur einige Punkte ein wenig herausgestellt werden.

Zunächst ein Beispiel, das gerade uns als Priester in bes. Weise berührt.

(Siehe, Ergebnis der Arbeitsgruppen auf dem Zukunftsforum = EAZ, 5.3., S.54f „Priorisierung in den Spannungsfeldern „sakramentale priesterliche  Dienste’ – „Priestermangel“ und  „kirchliche Sexualmoral – Lebenswirklichkeit“ /  Ebenso a.a.O. 8.6, S.75 „ Erhebung und  Dialog zum Pflichtzölibat“. Siehe dazu auch die Gegliederten Kurzkommentierungen  des Erzbischofs (=GKKE) sowie  „Nachwort und Perspekiven“(= NuP) des Kardinals.

Ziel der Strukturreform ist die Überführung der vielen kleinen Pfarreien in große „pastorale Räume“. Nach can. 529 § 1 – das Kirchenrecht in der Fassung von 1983 ist übrigens oft deutlich  pastoraler ausgerichtet als die gegenwärtige Praxis der Kirchenleitung und lässt auch mehr zu ( aufgrund von § 517,2 waren in unserer Diözese lange Jahre GR  und  PR als Pfarrleiter möglich – mit einem  priesterlichen Leiter zur Seite) -  hat der Pfarrer „darum bemüht zu sein, die seiner Sorge anvertrauten Gläubigen zu kennen. Deshalb soll er die Familien besuchen, an den Sorgen und vor allem der Trauer der Gläubigen Anteil nehmen … Mit hingebungsvoller Liebe soll er den Kranken, vor allem den Sterbenden zur Seite stehen… Er soll sich mit besonderer Aufmerksamkeit den Armen zuwenden …“ Wie soll das bei 20.000 Katholiken gehen? Wird da nicht der Seelsorger zum Manager. (Schon ich als Pfarrer von St. Ignatius, einer Pfarrei damals mit ca. 7000 Katholiken, war Dienstgeber von 35 Personen). Aus der Sichtweise der Gläubigen stellt sich dann das Problem so: „Der Pfarrer hat ja nie Zeit, da brauchst nicht hinzugehen“ –  und der Beziehungsaspekt fällt aus (bald brasilianische Verhältnisse!). Im Grunde steht hinter der in allen deutschen Bistümer n  durchgeführten bzw. noch durchzuführenden (Beispiel Berlin) Strukturreform nicht die Sorge für das „Heil der Seelen“ (can 1752) und für die Lebendigkeit der Gemeinden, sondern allein die Sorge um die Aufrechterhaltung des Priesteramtes in der gegenwärtigen Ausgestaltung (vgl. Dritte Option für Priester des 21. Jahrhunderts: „Besser im Vertrauen auf Jesus Christus das Fehlen von Priestern aushalten – als das Wesen der Kirche und ihres Amtes durch pragmatische Ersatzlösungen zu verdunkeln“  Deutsche Regentenkonferenz März 2003: Priester für das 21. Jahrhundert. Optionen, S.4 ). Deshalb wurde meines Wissens auch noch in keiner Untersuchung danach gefragt: Wie geht es  den Gemeinden mit PR und GR, mit Männern und Frauen in diesem neuen Berufsfeld? Man ahnt wohl, dass die Antwort überwiegend positiv ausfallen würde. Und deshalb will man  es gar nicht wissen! Das würde die Strebungen der Kirchenleitung nur stören (siehe oben).

 Das hat gravierende Folgen:

  • Nicht wenige Priester sind überfordert, werden krank, brennen aus, flüchten sich in Süchte (z.B. Alkohol)…
  • Und es gibt eine Reihe von Priestern, die sich entschieden haben, trotz der kirchl. Vorschriften eine eheähnliche  Beziehung zu leben, was die Glaubwürdigkeit von Kirche gewiss beschädigt….
  • Alle Pfarrer von Großpfarreien sollen das besondere Charisma der Leitung haben, haben dies aber nicht immer. Folge: Frust für den Pfarrer, aber auch für die Gemeinde.
  • Obwohl es in der deutschen Kirche theologisch hoch qualifizierte und für den Predigtdienst ausgebildete hauptamtliche ‚Laien ‚(die  vom Wortsinn her gar keine ‚Laien’ sind), dürfen sie nicht am Predigtdienst teilhaben. ( Für den überwiegend großen Teil der Gemeinden sind diese Laientheologen ganz gewiss keine Ersatzlösungen. Aber das ist genau das Problem: In dem Moment, wo sie gut sind – und eine Reihe sind wirklich gut -,  werden sie zu einer ‚Bedrohung‘  für die Priester – und werden in Konsequenz  in ihren Möglichkeiten immer mehr beschnitten). Stattdessen lesen nicht wenige ausländische Priester die Predigt in einer Weise ab, dass keiner sie versteht.
  • Summa summarum: Priorität hat allein die herausgehobene Stellung des Priesters, während die Feier der Eucharistie vor Ort wegen des Priestermangels anscheinend nicht mehr so wichtig ist.

Warum werden alle diese Folgen in Kauf genommen? nur weil man am Pflichtzölibat der Kirche nicht rütteln will,

  • obwohl die in den letzten Jahren  konvertierten ev. und anglikanischen Priester problemlos weiter verheiratet sind,
  • obwohl es in der mit Rom unierten orientalischen Kirche durchaus ausgewogen heißt: „Der Zölibat der Kleriker, gewählt für das Reich Gottes und sehr angemessen für das Priesteramt, soll gemäß der Tradition der Universalkirche überall große Wertschätzung erfahren. Genau gleich soll in Ehren gehalten werden der Status der in Ehe lebenden Kleriker, bestätigt durch die Praxis der Urkirche und der orientalischen Kirchen“ (Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium, Rom 1992, ca. 373).
  • obwohl die Kirche über 1000 Jahre den Pflichtzölibat für alle Priester der lat. Kirche nicht kannte.
  • obwohl Paulus bezeugt, dass sowohl Petrus wie die anderen Apostel wie die Brüder der Herrn mit ihren Frauen auf Missionsreise  gingen  (1 Kor 9,5);

Reicht hier der Kommentar des Kardinals zu der Empfehlung 8.6 des Zukunftsforums, in der eine Erhebung zum Pflichtzölibat in der Diözese vorgeschlagen wird, wirklich  aus:  „Eine über das ganz Bistum ausgedehnte Diskussion über den Zölibat halte ich nicht für zielführend“ ( GKKE S.27  zu EAZ  S.75) ?zu ; denn es geht beim Thema Zölibat nicht nur um die konkrete Lebensform der Priester  und wie   s i e   damit klar kommen, und wie denen Gerechtigkeit widerfahren kann, die daran scheitern, sondern genauso auch um die gegenwärtig sehr gravierenden Auswirkungen auf die Situation der  G e m e i n d e n .

Im Nachwort des Kardinals zu den Kommentierungen (NuP, S.36)  heißt es für mich überzeugend: Es genügt nicht, bei heißen Eisen „darauf zu verweisen, für diese  gesamtkirchlichen Themen auf Ortskirche nicht zuständig zu sein“; das gilt für uns vom Münchner Kreis gerade in Punkto Pflichtzölibat;  denn das Problem Pflichtzölibat berührt die Ortskirche und die Gemeinden vor Ort hautnah.

Das aber ist nur ein Punkt unter vielen, die wir anführen könnten.

  • die Stellung der Kirchenleitung zur Sexualität: „Die kirchl.  Sexualmoral ist nicht vorsintflutlich“ (Kardinal Marx in GKKE  S, 19, vgl. auch S. 18. siehe auch EAZ 8,8 : Aufbruch der Spaltung beim Thema ‚Sexualität‘ zwischen  Lehramt und Lebenspraxis).  Ich kenne nicht die Verhältnisse vor der Sintflut. Aber das eine steht fest: Mit der Realität hat die offizielle Position der Kirchenleitung  nichts mehr zu tun. Denn: Seit 37 Jahren habe ich vielen Brautpaaren bei der Trauung assistiert. Ich kann mich an kein einziges Brautpaar erinnern, das nicht schon zusammengewohnt hätte vor der Trauung,  manchmal an die 10 Jahre. Das Kirchenrecht aber sagt nach den Worten eines Mitglieds des Konsistoriums in München: „Nach dem Kirchenrecht ist jeder Sexualakt außerhalb der Ehe Todsünde“! Die Hl. Schrift im Hohen Lied spricht da eine andere Sprache.
  • Der Umgang mit den Charismen der laientheologischen Berufe der PastoralreferentInnen und GemeindereferentInnen 
    (
    Vgl.EAZ 3.3 Anerkennung Kompetenz hauptamtlicher Mitarbeiterinnen/ EAZ 5 Arbeitsfähigkeit der Kirche/ EAZ 8.1 Stärkung des Respektes gegenüber den verschiedenen Lebensformen der pastoralen Berufsgruppen.) Es war ein mutiges Beschreiten von Neuland, als Kardinal Döpfner Anfang der 70iger Jahre , als Reaktion auf den sich abzeichnenden Priestermangel, die Entscheidung fällte, die Berufe der PR und GR ins Leben zu rufen. Zunächst war das sicher der Versuch einer Lösung sich abzeichnender Not; also eine Notlösung. Aber die Zeit ist weitergeschritten, die Gemeinden haben die neuen Berufe und ihre Vertreter kennen und schätzen gelernt  (Leider hat m.W. noch nie eine Befragung der Gemeinden in Bezug auf diese neuen Berufe stattgefunden. Man fürchtet offenbar das  weitgehend positive Ergebnis?). Nach über 40 Jahren kann  man aber nicht  mehr von  einer Notlösung sprechen. Der Einsatz von PR und GR ist kirchlicher Alltag geworden. Und noch mehr: Man kann es den Gläubigen nicht verdenken, dass ein PR ,der über 25 Jahre in einem Altenheim und in einer Klinik arbeitet, Sterbende begleitet, Trauernde tröstet und einfühlsame Beerdigungen halt samt Ansprache – zudem mit einem theol. Doktortitel ausgestattet –  von den Leuten als ‚Pfarrer‘ empfunden wird. Er hat das Amt eines Pfarrers  und tut bis auf wenige Ausnahmen genau  das, was ein Pfarrer tut. IN jedem Falle ist er gewiss kein ‚Laie‘  mehr im üblichen Sinne, er, der sein ganzes Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt hat. In den Anmerkungen des Kardinal Marx  “Nachwort und Perspektiven“ heißt es auf S.34: „Die Kirche ermöglicht zwar die Taufe und  Firmung, die Charismen freilich gibt unmittelbar der Hl. Geist. Insofern  kann die Kirche niemanden mit Charismen beauftragen, sehr wohl aber die mit bestimmten Charismen Beschenkten mit bestimmten Ämtern und Diensten  betrauen“. Und warum tut sie es nicht?  Die Urkirche war da mutiger und entschiedener, in einer ungleich schwierigeren Frage, bei der Aufnahme der Heiden in die judenchristliche Kirche ohne Beschneidung (also in bewusster Abkehr von geheiligster Tradition!) . Die entscheidende Aussage steht in Apg 10,47. Da sagt Petrus „Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen  haben?“ Wer das Wirken des Hl . Geistes konsequent nicht anzuerkennen bereit ist, begeht die Sünde wider den Hl.Geist (Mk 3,28-30). Vgl auch S.Demel, Mitmachen- Mitreden-Mitbestimmen,S.100..
  • Darüber hinaus  gibt es noch viele andere ‚heißen Eisen“ bzw. interessante Anregungen, die in den  61 Empfehlungen  enthalten sind :
    - , z.b. Diakonat der Frau (EAZ 5,2)/
    - den Eucharistieempfang konfessionsverschiedener Ehepaare ermöglichen ( EAZ 8.4. Siehe bereits dasselbe Anliegen bei der Würzburger  Synode 1975,  Beschluss Gottesdienst 5.5: Teilnahme von Katholiken am Abendmahl. S. 216)/
    - ‘Wiederverheiratete – Geschiedene“- Weg der Versöhnung suchen (EAZ 8,3. Vgl. auch 3.14). So auch schon der Vorstoß der oberrheinischen Bischöfe 1993/
    - „Integration homosexuell empfindender Menschen (EAZ 8,7. Vgl. auch 3.13)/
    - Aus- und Fortbildung in Geistlicher Begleitung (EAZ 11.2)/
    - Weiterentwicklung der Schulpastoral (EAZ 12.3)/
    - Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit und Schule ( EAZ 12.4.)/
    - die Realisierung einer Ehrenamtsakademie – EAZ 3.11 (aber sich dabei klar sein- das betrifft alle  Punkte der EAZ, die sich auf Personalentwicklung  beziehen – : Wenn ich Christen  zu mündigen Christen heranbilde, werden sie – durchaus berechtigt –mit der Zeit mehr Rechte einfordern, auch Mitbestimmung! Also bitte  nicht  wieder nur den ersten Schritt tun, voller Mut und Elan, — und dann verlässt einen die Courage und man rudert wieder zurück, nach dem Prinzip  der Echternacher Springprozession… )…..
  • Und dann gibt es natürlich auch noch Fragen, die nicht in den Empfehlungen stehen, aber sehr wohl ‚auf den Nägeln brennen’: z.B. das große Ärgernis von Bischofsernennungen  über die meisten Betroffenen hinweg, ein ‚Nepotismus‘ neuer Art. Um nur die aktuellsten Beispiele anzuführen: Bischöfe von Würzburg, Berlin und Dresden aus dem Hause von Kardinal Joachim Meisner, Bischof von Regensburg aus dem Hause von Erzbischof Gerhard Müller.  Vgl. demgegenüber die Praxis der frühen Kirche, z.B. bei Augustinus, dem großen Vorbild von Papst Benedikt XVI.: „Augustin war als einfacher Gläubiger unter den Hörern, aber die Menge erkannte ihn als den Mönch von Thagaste, einige Entschlossene warfen sich auf ihn und brachten den Widerstrebenden mit Gewalt  vor Bischof Valerius. Der Zuruf des Volkes genügte nach der Sitte der Zeit, einen Mann zum Bischof oder Priester einer Gemeinde zu erwählen……Alsbald wurde Augustin im Alter von 37 Jahren zum Priester geweiht…“ Später ließ er ihn dann auch zu seinem Mitbischof weihen ( Augustinus, Confessiones/ Bekenntnisse. Übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart, S.981-985)
  • Und als letztes Beispiel möchte ich  noch einmal das formale Anliegen aufgreifen,  von dem wir im Blick auf das Zukunftsforum ausgegangen sind: die Dialogfähigkeit und  die Stellung der Kirchenleitung zur Demokratie. –„Demokratie ist kein theologischer Begriff“ sagt der Kardinal.(GKKE S. 21 zu  EAZ 3.2, S. 24-26: Abbau hierarchischen Denkens – Öffnung für Demokratie und Gleichberechtigung./ EAZ 9: Kommunikation als Kernkompetenz der Kirche) – Absolutistische Monarchie aber auch nicht.  Männer der  Kirchenleitung malen oft ein verzerrtes und naives Bild von Demokratie =  Herrschaft willkürlicher Mehrheitsentscheidungen, -  als ob die Gefahr bestünde, dass die Befürworter von mehr Demokratie in der Kirche drauf und dran wären, über die Gottessohnschaft Jesu oder über die Trinität  per Mehrheitsentscheid abzustimmen, oder als ob sie morgen das Frauenpriestertum einführen würden.. Das ist nicht fair, sondern ausgesprochen billig.. Kardinal Marx selbst verweist in seinem   Artikel ( „Zwei Reden – eine Botschaft“) im Osservatore Romano vom 21.10.2011 S. 67 daraufhin – mit Bezugnahme auf die Ansprache des Papstes vor dem Deutschen Bundestag – „dass die Demokratie nicht gleichzusetzen ist mit der Macht der Mehrheit. So sehr das Mehrheitsprinzip in der Gesetzgebung in der Regel ausreicht, so sehr muss darauf hingewiesen werden, dass dieses Prinzip  …als Grundlage für alle Gesetzgebung nicht  ausreicht“! Über einen Satz wie „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, Artikel 1,1 des Grundgesetzes der BRD, kann man auch in einer Demokratie nicht abstimmen. D.h. selbst die Demokratie ruht auf Fundamenten, die sie selbst nicht schaffen kann (Ernst-Wolfgang Böckenförde)..

Warum hängen dann weite Teile der Kirchenleitung immer noch an der Monarchie als kirchengemäßer Herrschaftsform? Jesus hat unsere menschliche Natur angenommen und sich in seine Zeit hinein inkarniert und inkulturiert   Das sieht man z.B. am  Zwölferkreis als  Ausdruck der Sehnsucht, das  Zwölfstämmevolk zu sammeln. Das sieht man daran, dass auch für ihn zunächst die jüdische Dogmatik Geltung hat: Das Heil kommt zuerst  zu den Juden und dann erst zu den Heiden: (Jes 2, 1-5. / Sach 8,23/ Mt 10, 5f/  Mk 7,24-30 : das Gespräch Jesu mit der syrophönizischen  Frau, das letztendlich den jüdischen Horizont sprengt). Und diese Inkarnation und Inkulturation geschah immer wieder  im Laufe der Kirchengeschichte, am deutlichsten  wohl in der konstantin. Wende. Heute aber leben wir nicht mehr im Gottesgnadentum der antiken  und mittelalterlichen Kaiser  noch in der Zeit des Absolutismus eines Sonnenkönigs à la  Ludwig  XIV oder eines Kirchenfürsten `a la Kardinal Richelieu, sondern – Gott sei Dank – nach Aufklärung und Humanismus und nach den Schrecken der nationalsozialistischen Barbarei in einer  ziemlich wehrhaften und ethisch fundamentierten Demokratie.(vgl. auch den stetigen Wandel des Priesterbildes, je nach den Umständen der jeweiligen Zeit: Edward  Schillebeeckx, Christliche  Identität und kirchliches Amt)).

Was spricht somit gegen ein gewisses Hineinwirken der Errungenschaften der Demokratie ( Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte…) in das Kirchenrecht und in den alltäglichen Umgang miteinander in  unserer Kirche .-  vor allem auch in die  Geschäftsordnungen und Statuten unserer  Gremien wie PGR, Pfarrverbandsrat, Priesterrat, Weltbischofssynode usw.?  Als  Einstieg in demokrat. Formen war die Beschränkung dieser Gremien auf die Beratungsfunktion wohl sinnvoll, aber mittlerweile steht der nächste Schritt an: Zur Beratungsfunktion gehört auch die Beschlussfähigkeit. Auch beim Vatikanum iI wie bei der Würzburger Synode galt das Mehrheitsprinzip , mit klar umschriebenen Möglichkeiten und Grenzen (s. das Statut der Würzburger Synode. S. auch Sabine Demel, Mitmachen – Mitreden – Mitbestimmen. Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen in der katholischen Kirche, S. 131-137, bes. auch S.29-34: Die Verbindung von Hierarchie und Demokratie als Zukunftsgestalt des Volkes Gottes). Vergessen wir nicht: Als Christen sind wir nicht auf einen Monarchen Jesus Christus getauft, sondern durch die Taufe sind wir hineingenommen in die Lebens- und Liebesgemeinschaft des dreifaltigen Gottes, der Beziehung ist und Beziehung will, in Wahrheit, Freiheit, Liebe und gegenseitigem Respekt („ich taufe dich im Namen des Vaters  und des Sohnes und des Hl. Geistes“).

Also: Bei der gegenwärtigen Auseinandersetzung in unserer Kirche geht es nicht nur um Inhaltliches, sondern zunächst um Formales, -  und da möchten wir als Münchner Kreis   zu allererst  ansetzen, z.B.  auch bei Anwaltschaften in Einzelfällen.

Wie geschieht der Dialog?:

( s. EAZ 9: Kommunikationsfähigkeit als Kernkompetenz der Kirche. Genauer hin EAZ 9,2: Dialogische Haltung in allen Situationen und Beziehungen / EAZ 10,1: Vernetztes Arbeiten als  Grundprinzip der Pastoral. Vgl. auch Korrespondenz zur Spiritualität der Exerzitien, Heft 101 :“Die Liebe besteht in der Kommunikation von beiden Seiten…“ Ignatianische Gesprächskultur und Dialogprozess in der Kirche. )

die Gesprächspartner  als verantwortungsvolle  und mündige Christen, die ihre Kirche lieben, ernstnehmend, transparent, die Argumente klar benennend und nichts wirklich  Wichtiges  hinter dem Berg haltend, logisch und wirklich zielführend, mit klaren Regeln, auch Abstimmungsregeln,  und mit Ergebnissen, die dann auch durchgeführt werden, oder undurchschaubar ,nebulos, willkürlich,  folgenlos, entmündigend (= die Menschen wie kleine  Kinder oder wie pubertierende Jugendliche behandelnd, von denen man keine vernünftige, maßvolle   Entscheidung  erwarten darf, die vor sich selbst geschützt werden müssen), zentralistisch und – auf jeden Fall vom Eindruck her – absolutistisch.

Um dem Nachdruck zu verleihen, gehört es für uns dazu,  die Presse nicht  außen vor zu lasen und die Publizität nicht nur der Kirchenleitung zu überlassen. Ebenfalls  gehört dazu  die Vernetzung mit anderen Priestergruppen – in deutschsprachigen Raum und international.

Siehe: Gedankensammlung/ Arbeitspapier des Münchner Kreises und  Presseerklärung

des Vernetzungstreffens vom 25.1.2013:

  • Wir stehen ein für ein ehrliches Wahrnehmen der Lebenssituationen der Menschen und für Glaubwürdigkeit  kirchlicher Praxis. Deshalb benennen wir, was wir tun, auch wenn es im Widerspruch zu derzeitigen kirchenamtlichen Weisungen steht.
  • Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist für uns ein großer Wert. Deshalb sind wir gegen die Schaffung  großer pastoraler Räume als Antwort auf den sogenannten Priestermangel. Wir setzen uns für andere Formen von Kirchesein im Lebensraum der Menschen ein.  Die Vielfalt der Charismen   muss zur Geltung kommen, unabhängig von  Stand, Geschlecht und sexueller Orientierung. Oberstes Ziel  ist eine menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu.
  • Wir sind gegen die derzeitigen absolutistischen Strukturen in unserer Kirche und setzen uns für Bürgerrechte und Transparenz in der Kirche ein („Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ Eph 2, 19).
  • Deshalb haben wir uns im deutschsprachigen Raum und international vernetzt, weil die Situation in der Kirche  und in der Gesellschaft  uns dazu drängt. Wir fordern die Bischöfe  auf, sich im Sinne der Reformanliegen ebenfalls zu vernetzen.

Ich habe mit einem Zitat aus der Ansprache  von Papst Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag begonnen. Ich möchte mit einem Hinweis auf diese Ansprache auch schließen.

Der Papst verweist am Beginn und am Ende seiner Ansprache auf den jungen König Salomon, der Gott „um ein hörendes Herz bittet“ ( 1 Kön 3,9)- eine seiner Meinung nach wichtige Bitte für Politiker: “Denn Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen“.  Auch in diesem Falle würde ich sagen: Diese Bitte ist nicht nur für Politiker wichtig, sondern auch für uns Christen, vor allem für die Kirchenleitung:, damit nicht eintritt, was Jesaja in tiefem Ernst  warnend so ausdrückt: „Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.“ (Jes 6, 9. Vgl. auch Mk 4, 12 und Apg 28, 27).

2017 jährt sich der Beginn der Reformation zum 500. Mal . Was geschah  damals? Joseph Lortz, der große Kenner der Reformationsgeschichte schreibt: „Die sich gegenüber der Kirche äußernde Spannung ist deshalb von so großer Sprengkraft, weil eine tiefgreifende Reform bereits seit 300 Jahren fällig war; schon Innozenz III. hatte sie dem 4.Laterankonzil zum Thema gegeben“ (Joseph Lortz, Die Reformation in Deutschland. Bd 1, S.11. Vgl. auch das Kapitel „Von den Ursachen der Reformation  in Deutschland“ insgesamt S. 3-19. Hier finden sich Unterschiede, aber auch nicht wenige auffallenden Parallelen zu heute). Lernen wir aus der Geschichte und handeln wir in Verantwortung, das Volk  Gottes, der ’niedere Klerus‘ wie die Kirchenleitung!. Und seien wir uns bewusst:

„Gott ist größer als unser Herz“ (1 Joh 3,20) und größer auch als unser Verstand. Er begegnet uns durch die Wirklichkeit, die sich seit dem Vat II weiterentwickelt hat. Trauen wir IHM, dem Leben, – ‚weil Gott  es mit uns lebt‘.

Insofern gilt es heute, nicht hinter das Vat II zurückzugehen, sondern über es hinaus zu gehen! Bei diesem geistlichen Aufbruch – mit Folgen – möchte der Münchner Kreis mitwirken.

Pfr. Hans-Jörg Steichele

Verwendete Literatur:

 1.)Quellen – neben dem grundlegenden Buch der Bibel – :

 Kleines Konzilskompendium (Karl Rahner,Herbert  Vorgrimler). Freiburg 1966

Gemeinsame Synode der Bistümer in der BRD Deutschland, Offizielle Gesamtausgabe. Freiburg, 1976

Codex Iuris Canonici, Codex des kanonischen Rechtes, Kevelaer, 2.Aufl. 1984

Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium,Rom 1992

Priester für das 21.Jahrhundet. Optionen. Deutsche Regentenkonferenz März 2003.

2.) aktuelle Verlautbarungen, Reden, Artikel u.ä.:

meistens im Internet zum Herunterladen bzw. mit Hinweisen, wo man sie bekommt:

 Dem Glauben Zukunft geben. Ergebnis der Arbeitsgruppen „Vollversion“=  EAZ ( = 61 Empfehlungen), 119 S.

Gegliederte Kurzkommentierungen  des Erzbischofs von München und Freising zu den 61 Zielen des Diözesanforums „Dem Glauben Zukunft geben“, nach Tonprotokollen (=GKKE)

Nachwort und Perspektiven. Anmerkungen von Kardinal Reinhard Marx, Januar 2012 (= NuP)

Update Kirche‘, Ergebnisse des Jugendforums 2009  (14./15.11.2009)

Fertig sind wir noch lange nicht“. Der bleibende Auftrag des zweiten Vatikanischen Konzils . Zusammenstellung der Inhalte. Vollversammlung des Diözesanrates der Katholiken der Erzdiözese München und Freising ( 12./ 13.10.2012

Zwei Reden – eine Botschaft? Kardinal Reinhard Marx, Osservatore Romano 21.10.2011, Nr. 42., S.6  (Ausgabe in deutscher Sprache)

Brief der deutschen Bischöfe an die Priester, 25.9.2012

Links der Homepage des Münchner Kreises: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

„Nun liegt alles auf dem Tisch“. Erzbistum veröffentlicht 61 Ziele des Zukunftsforums samt der Kommentierung durch den Kardinal im Internet . Münchner Kirchenzeitung MKZ,.4.3.2012, S.3

Rede Papst Benedikts XVI.im deutschen Bundestag am 22.9.2011

„Der Papst und die Bischöfe müssen umkehren“ Letztes Interview von Kardinal Carlo Maria Martini durch Georg Sporschill SJ: Wochenzeitung Christ und Welt. Ausgabe 37/ 2012

Ansprache von Norbert Lammert bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises am 10.11.2012

3. )Literatur:

Augustinus, Confessiones. übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart. München 1955/ 1966

Böckenförde, Ernst Wolfgang, Vom Ethos der Juristen, Berliln,2010

Demel,Sabine, Mitmachen- Mitreden- Mitbestimmen. Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen in der Katholischen Kirche, Regensburg  2001

Demel,Sabine,  Zur Verantwortung berufen, Nagelproben des Laienapostolats, Freiburg 2009

Demel, Sabine, Frauen und Kirchliches Amt. Grundlagen-Grenzen-Möglichkeiten, Freiburg 2012

Gertler Thomas SJ Hrsg., Korrespondenz zur Spiritualität der Exerzitien.  „Die Liebe besteht in der Kommunikation von beiden Seiten“ Ignat.. Gesprächskultur und der Dialogprozess  in der Kirche

Gnilka,Joachim,  Jesus von Nazaret. Botschaft und Geschichte, Freiburg 2007

Gnilka, Joachim, Paulus von Tarsus, Zeuge und Apostel. Freiburg 1996

Kast, Verena, Abschied von der Opferrolle. Das eigene Leben leben. Freiburg, 1998

Havel, Vaclav, Ein Wort über das Wort. Ansprache bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1989

Lortz Joseph, Die Reformation in Deutschland, Voraussetzungen,  Aufbruch, Erste Entscheidungen, Bd 1, Freiburg 1962

Marx , Reinhard, Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen, München 2008. Bes. das Kapitel „Freiheit, die ich meine… – Marxismus , Liberalismus und Christentum“, S. 33 – 64

Schillebeeckx, Edward, Christliche Identität und Kirchliches  Amt. Plädoyer für den Menschen in der Kirche, Düsseldorf 1985

Werlen, Martin, Miteinander die Glut unter der Asche entdecken. Kloster Einsiedeln 2012

  

 

„Der Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt.“  
Lumen Gentium (Die dogmatische Konstitution der Kirche) Viertes Kapitel, 33

„Entsprechend dem Wissen, der Zuständigkeit und hervorragenden Stellung, die sie einnehmen (die Laien), haben sie die Möglichkeit, bisweilen auch die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, zu erklären.“

„Die geweihten Hirten aber sollen die Würde und Verantwortung der Laien in der Kirche anerkennen und fördern. Sie sollen gern deren klugen Rat benutzen, ihnen vertrauensvoll Aufgaben im Dienst der Kirche übertragen und ihnen Freiheit und Raum im Handeln lassen, ihnen auch Mut machen, aus eigener Initiative Werke in Angriff zu nehmen.“
Lumen Gentium Viertes Kapitel,37